Umweltprobleme fordern globale Gerechtigkeit

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Sie tragen am wenigsten zur globalen Klima-Erwärmung bei, doch sie tragen die Hauptlast der dadurch verursachten Umweltkatastrophen – die Menschen in den Entwicklungsländern.

„Ausbaden müssen den Klimawandel vor allem diejenigen, die ihn nicht verursacht haben: die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern, also die Ärmsten“, sagt der Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Österreich, Christoph Petrik-Schweifer. Deswegen ist der weltweite Klimawandel nicht nur ein Umweltproblem, sondern vor allem auch eine Frage von globaler Gerechtigkeit.

Laut dem UN-Klimabericht verursachen 20 Prozent der Bevölkerung in den nördlichen Industriestaaten nahezu so viel Treibhausgase wie die 80 Prozent der Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Ein direkter Vergleich: Ein Österreicher verursacht elf Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, das ist die 110-fache Menge eines Äthiopiers.

Auf der anderen Seite sind es die Entwicklungsländer, die die Auswirkungen des Klimawandels wie eine Ohrfeige nach der anderen kassieren: Die Regenzeiten in Afrika etwa ändern sich, weil sich die angrenzenden Ozeane aufheizen – vor allem der Indische, der laut einer NASA-Studie allein in den 90er Jahren um ein Viertel Grad erwärmt hat. Die Böden trocknen aus, sie können das Wasser, das in den Regenzeiten fällt, nicht mehr aufnehmen. Überschwemmungen sind die Folge. Neue Brunnen müssen gebohrt werden, weil sich die Grundwasserspiegel senken. Die Ernteerträge werden drastisch weniger.

Vor zwei Monaten fegte der Wirbelsturm Aila über Bangladesh und Indien hinweg und hinterließ eine Spur der Zerstörung: Tausende Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht, viele Bauern verloren ihre Ernte. Vor knapp zwei Jahren erst verwüstete der Zyklon Sidr die Südwestküste von Bangladesch mit 240 Stundenkilometern Geschwindigkeit und einer sechs Meter hohen Flutwelle. Neun Millionen Menschen waren damals von dieser Katastrophe betroffen. „Katastrophenvorsorge ist deshalb das Um- und Auf“, erklärt Caritas-Auslandshilfechef Petrik-Schweifer. So hätten etwa die über 200 Wirbelsturmschutzbauten der Caritas in Bangladesch nach „Sidr“ tausenden Menschen das Leben gerettet.

Jedem zweiten Menschen fehlt Trinkwasser

Daneben engagiert sich die Caritas auch in Projekten, die den Menschen in den betroffenen Gebieten ihre Lebensgrundlage erhalten soll, sei es mit dem Bau von Getreidespeichern zur Vorratshaltung in Burkina Faso, bei Schulungen und Sensibilisierung der Dorfbevölkerung in Bangladesch oder dem Anlegen von Windschutzhecken und Erosionsschutzwällen in Indien.

Mittlerweile sind laut Schätzungen weltweit mehr als eine Milliarde Menschen vom Hunger betroffen. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts werden noch einmal etwa 600 Millionen Menschen dazukommen. Schon fast jeder zweite Erdenbürger hat nicht genug sauberes Trinkwasser. Durch den Klimawandel könnten weitere 1,8 Milliarden Menschen unter Wasserknappheit leiden. Menschen, die an den Küstengebieten leben, werden vor allem von den Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels und intensiven tropischen Stürmen stark betroffen sein.

„Die aktuelle Wirtschaftskrise verdrängt den Klimawandel aus dem Bewusstsein“, sagt Caritas Generalsekretär Petrik-Schweifer. „Trotzdem sind gerade jetzt Maßnahmen notwendig, damit dessen langfristigen Folgen nicht noch schlimmer werden, als jene der derzeitigen Krise.“

In Österreich unterstützt die Caritas gemeinsam mit drei weiteren Trägern und katholischen Organisationen die Kampagne „Klima fairbessern“ (www.klimafairbessern.koo.at) Die Aktion will für mehr Klimagerechtigkeit sorgen und auf die Dringlichkeit eines globalen Klimaabkommens hinweisen. Dieses soll im Dezember bei der Klimakonferenz in Kopenhagen beschlossen werden. Spätestens 2012 soll das Abkommen in Kraft treten. Es geht aber auch darum, Privatpersonen zu animieren, etwa durch Energiesparen ihren persönlichen Beitrag für ein „besseres“ Klima zu leisten. Denn so Petrik-Schweifer: „Ducken gilt nicht. Das Engagement jeder und jedes Einzelnen ist gefragt.“

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