luksch-makowsky - © Foto: Christopher Kesting / Belvedere, Wien

Schlüsselfigur der Wiener Moderne

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Das Belvedere arbeitet mit „Im Blick: Elena Luksch-Makowsky“ weiter daran, in Vergessenheit geratene Künstlerinnen neu zu entdecken.

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Das Belvedere arbeitet mit „Im Blick: Elena Luksch-Makowsky“ weiter daran, in Vergessenheit geratene Künstlerinnen neu zu entdecken.

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Selbstbewusst und linkisch, distanziert und anziehend zugleich – so wirkt das junge Mädchen in Elena Luksch-Makowskys Gemälde „Adolescentia“ vor einer Gruppe noch verspielt wirkender Buben, in deren Augen man das Kindliche ebenso erkennt wie das erwachende Interesse an Sexualität. Jenes Bild, das bereits in der Ausstellung „Stadt der Frauen“ im Belvedere auf die russischstämmige Künstlerin aufmerksam machte, steht nun im Zentrum einer Retrospektive. Luksch-Makowsky war eine Ausnahmeerscheinung des Jugendstils, die Tochter eines Hofmalers des Zaren, die durch Heirat nach Wien kam und hier zu einer der bedeutendsten Malerinnen um 1900 wurde.

Nicht nur, dass sie in der Secession ausstellte und für die Wiener Werkstätten entwarf – sie war hier vorreitend tätig. Für die „Im Blick“-Ausstellung hat Kurator Alexander Klee nicht nur eine repräsentative Auswahl ihrer Werke zusammengestellt, sondern im Zuge der Vorbereitung auch einige Werke Luksch-Makowsky zugeschrieben, die vorher fälschlicherweise Kollegen zugeordnet waren. Direktorin Stella Rollig nennt die Ausstellung „einen weiteren Meilenstein in der Wiederentdeckung der Künstlerinnen jener Zeit“.

Unsentimental und realitätsnah

Luksch-Makowsky, die bereits ein Jahr nach ihrer Ankunft in Wien als eine von sechs Frauen in der Secession ausstellte, als einzige Frau an der Beethoven-Ausstellung 1902 teilnahm und für die Wiener Werkstätten ebenso arbeitete wie für Ver Sacrum und die Galerie Miethke, wird als Künstlerin präsentiert, die von der damals pulsierenden Wiener Kunstwelt profitierte und für diese gleichsam treibende Kraft war. Die eingangs beschriebene „Adolescentia“ hat man gleich beim Betreten der Schau im Blick, ein Foto daneben zeigt, wie das Werk damals in einem eigenen Raum der Secession gehängt war. Auch neben ihrem Gemälde „Ver Sacrum“ zeigt ein Foto, wie dieses anno 1902 ausgestellt war. Luksch-Makowsky hat sich darin selbst gemalt, wie sie ihren Sohn Peter gleich einem schutzlosen Opfer vor sich hält – angelehnt an die namensgebenden Weiherituale der Antike.

Ihre Sichtweise inspirierte Kollegen zu ähnlichen Bildern. Von ihren Lehrern grenzte sich Luksch-Makowsky bald ab, ihr Interesse galt nicht dem Anekdotischen oder Sentimentalen, sie stellte Bezüge zur harten Realität des alltäglichen Lebens dar, gut zu sehen etwa in „Der Katzenfresser“ oder „Die Landeskinder“ mit ängstlichen, harten Blicken und abgearbeitet wirkenden Gesichtern. „Sie hatte keine Scheu, sich provokanten und sozialkritischen Themen zu widmen“, führt Kurator Alexander Klee aus. Im zweiten Raum dominiert die Reproduktion eines Keramikreliefs, das zum Thema „Melpomene und ihr Chor“ für das Wiener Bürgertheater entstand. Hier schlug Corona zu: Zwar wurde das originale Relief aus Hamburg nach Wien gebracht, die Restauratoren aus Deutschland, die es aufstellen sollten, reisten aber wegen der Reisebeschränkungen nicht an. „Just an dem Tag, an dem die Kisten schon vor dem Haus standen, kam die Reisewarnung, es ist ein Jammer“, sagt Klee.

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