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Die Panzer rollen
Am 5. August dieses Jahres hat die Mil’itärsektdon der Joumalisten- undon General Prchlik in einem Brief in Schnitz genommen und die Einstellung der Hetzkampagne der Konservativen gegen ihn verlangt. So konnfö es kaum überraschen, daß die Progressiven Generalleutnant Prchlik als Kandidaten für den 14. Parteikongreß nominiert haben. Nicht weniger als drei wichtige Parteiorganisationen haben Prchlik für Schlüsselpositionen vorgeschlagen, wodurch der General zur Symbolfigur der Reformibewegung wurde
Indessen hat man auch beim War- schauer-Pakt-Oberkommando die Tage nicht untätig verschlafen. Nach einem sorgfältig vorbereiteten Plan hat sich die polnische Volksarmee am 11. August dieses Jahres der neuesten, unerwarteten „Großübung“ angeschlossen. Dieses besorgniserregende Manöver mit den konstanten Armeemanövern begann diesmal wieder im südlichen Abschnitt der DDR und Polens, sowie in der westlichen Ukraine. Die wichtige Rolle der Nachrichtenvermitt-
lungsstäbe wurde auch diesmal hervorgehoben. Man sprach von der Notwendigkeit der Etablierung neuer Kommandohasen. Dies war auch keine nebelhafte Irreführung mehr, sondern eine ganz offene Sprache. Man braucht nicht viel militärische Sachkenntnisse dazu, um zu entdecken, daß es sich um die Einrichtung von Luftwaffenführungsstäben handelte. Dies war der eigentliche Auftakt zur Zusammenziehung und zum Aufmarsch sowjetischer, polnischer und ostdeutscher Truppenkontingente.
Am 15. August dieses Jahres konnte in Erfahrung gebracht werden, daß auch in Ungarn eiin gemeinsames Manöver der sowjetischen und ungarischen Truppen entlang der ungarisch-tschechoslowakischen Grenze inszeniert wurde, um den Aufmarsch und die Niederlassung der Nachirachtenvermittlungs- und -führungsstäbe zu tarnen. Wurden im Westen die bedrohenden Mitteilungen des Budapester Senders über- hönt? Der Rundfunk sagte wörtlich: „Die Teilnehmer der Übungen probieren das Know-how aus, wie man die modernen Kommandomethoden unter kriegsmäßigen Konditionen anwenden kann. Wichtige Fragen der Kooperation werden durch praktische Versuche getestet.“
Die Prager Militärführung konnte nicht länger untätig und ohne jegliche Gegenmaßnahme Zusehen, wie das Land eingekreist wurde. Am 19. August veröffentlichte Prag lakonisch, daß die Volksarmee am 21. und 22. August taktische Übungen in West- und Mittelböhmen durchführen werde. Der Kommandeur der westlichen Militärära wurde mit der Leitung des Manövers betraut.
Diese Mitteilung wurde beim WP- Oberkommando wohl verstanden und wurde zum entscheidenden Auslöser. Das tschechoslowakische Fernsehen sprach zwecks Beruhigung noch von einer „normalen Routineangelegenheit“.
Dennoch wollten jetzt die Spekulationen nicht mehr verstummen. Die vorbeugende tschechoslowakische Mobilmachung und die Konzentration der Verteidigungskräfte konnten nicht mehr stattfinden, weil das Warschauer-Pakt- Oberkommando am Vorabend der tschechischen Übungen die Panzer- walze in Bewegung setzte, die die befürchtete Invasion der CSSR zur traurigen, verhängnisvollen Wirklichkeit werden ließ.
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