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Neuer Staat, neue Probleme

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Die orthodoxe Kirche in der Ukraine ist noch immer dreigeteilt. So hofft man in der ukrainisch-orthodoxen Kirche/Kiewer Patriarchat auf das panorthodoxe Konzil.

A lie drei nennen sich ukrainischorthodoxe Kirche, die Unterscheidung erfolgt durch diverse Zusätze: „Patriarchat Moskau", „Kiewer Patriarchat" oder „Autokephal". Alle drei haben den gleichen Glauben, gleiche Lehre und den selben Ritus.

Es ist daher nicht Frage des Glaubens, sondern des Nationalbewußtseins, zu welcher Kirche man sich bekennt. Während im Westen der Ukraine, und teilweise in Kiew, jene Kirchen eine bedeutende Rolle spielen, die keine Bindung an Moskau haben, dominiert in der Mittel- und östukraine die „ukrainisch-katholische Kirche/Moskauer Patriarchat".

Dies entspricht genau der Sicht der gemeinsamen Vergangenheit mit Rußland: Vorwiegend positiv im Osten. Im Westen der Ukraine betont man dagegen, daß 1.000 Jahre der Unabhängigkeit zu Ende sind.

Unterstützt wurden die Unabhängigkeitsbestrebungen, die zur Gründung der „Ukrainisch-orthodoxen Kirche/Kiewer Patriarchat" von Anfang an von Staatspräsident Krawt-schuk, der darin ein Mittel zur Festigung der neuen Unabhängigkeit sah. Allerdings hatte die Kirche von Anfang an mit einem großen Problem zu kämpfen: Der Tätigkeit des abgesetzten Metropoliten von Kiew an führender Stelle, dem Mitarbeit im KGB und ein eheähnhches Verhältnis nachgewiesen wurden.

Dazu kam die Tatsache, daß die Unabhängigkeit von keiner anderen orthodoxen Kirche anerkannt wird. Die Rivalität unter den drei Kirchen macht die Anerkennung weiterhin unwahrscheinlich, auch wenn nach dem orthodoxen Recht ein unabhängiges Land Recht auf eine unabhängige Kirche hat.

PANORTHODOXES KONZIL

Im „Kiewer Patriarchat" hofft man nun auf das panorthodoxe Konzil (wir berichteten), bei dem die neue Kirche anerkatmt werden könnte. Darüber, wer die Frage aufwerfen darf, herrscht aber Dissens: Die Weltorthodoxie nimmt an, daß dies die Kirche sein müsse, von der sich die neue Kirche trennt - also Moskau. Das „Kiewer Patriarchat" dagegen nimmt an, daß der Antrag vom Ökumenischen Patriarchat gestellt werden müsse.

Schließlich hatten Missionare aus Konstantinopel 988 in Kiew die östslawen getauft. Jedenfalls aber hat das gegenwärtige „Kiewer Patriarchat" wenig Aussichten, als rechtmäßige Kirche anerkannt zu werden, eher ist mit der Entlassung der Ukrainisch-orthodoxen Kirche/Moskauer Patriarchat in die Unabhängigkeit zu rechnen.

Diese Einsicht scheint nun auch allmählich unter den Angehörigen des Kiewer Patriarchats zu reifen. Jüngst haben fünf der zwölf Bischöfe um Aufnahme ins Moskauer Patriarchat angesucht. Über die Aufnahme wurde allerdings noch nicht entschieden, da deren Weihe nach Information des Vereines Glaube in der Zweiten Welt kanonisch fragwürdig ist.

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