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Gobelins und Bilder

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Das edle Material, die nuancierte Farbigkeit und die bei allen Details großzügigen Kompositionen der Bildteppiche von Fritz Riedl, die die rührige Galerie Peithner-Lichtenfels im Hotel Intercontinental am Heumarkt ausstellt, stehen im krassen Gegensatz zu den monströsen Geschmacklosigkeiten der Innenausstattung dieses Baues. In diesen Arbeiten seiner letzten Jahre hat Riedl eine noch größere Freiheit und einen noch größeren Reichtum in seiner einzigartigen Technik erreicht, sowohl die großen wie die kleinen Formate — meist durch eine symmetrische Zentralkomposition gegliedert — werden überlegen beherrscht. Die Farbigkeit ist bei ihm noch differenzierter, die evokativen Formen sind noch mächtiger geworden, so, daß wir hier wirklich vor Meisterwerken dekorativer Gestaltung stehen. Wenn einzelne Stücke dieser sehenswerten und prächtigen Ausstellung hervorgehoben werden können, sind es jene, die die Titel „Bewachtes“, „Drei Figuren“, „Engel“ und „Rebis“ tragen. Man müßte annehmen und hoffen, daß dieser so profilierte und wesentliche Künstler mit Aufträgen und Ankäufen überhäuft wird.

In der Staatsdruckerei wurde eine sehr interessante Ausstellung zum Gedenken des zu früh verstorbenen Graphikers Klemens Brosch eröffnet, der heuer seinen 70. Geburtstag gefeiert hätte. Sein imaginativer, disziplinierter, exakter und vom Literarischen her bestimmter Realismus, der ihn irgendwie mit Rudolf Wacker verbindet, gehörte zu einer starken Begabung, die sich in anderer Umgebung und unter anderen Umständen sicher zu noch wesentlicheren Und bedeutenderen Aussagen entwickelt hätte. Ein Talent ist hier durch provinzielle Enge und An-

schaumig erstickt worden. Ebenfalls in der Staatsdruckerei zeigt Hellmut Groth Wachsmalerei in Enkaustik, die außer dem unleugbaren Reiz ihrer Farbigkeit, der durch das Material bedingt wird, in den Kompositionen wenig an formalen Einfällen, sondern monotone Wiederholungen mitbringen.

Die Galerie „Autodidakt“ zeigte einige Ölbilder Und Aquarelle von Karl Anton Wolf, in denen dieser Maler einen bei ihm schon früher angedeuteten Schritt in eine imaginative Gegenstandslosigkeit konsequenter durchführt. Seine Arbeiten sind als sehr subjektive, unmittelbare, im Gestaltlosen zum Zeichen drängende Bekenntnisse zu werten und sprechen sich in der sgrafitti-haften „Partitur“ vielleicht am reinsten aus. Vom Bildzusammenhang her befriedigen die „Schmeißfliegen“ am meisten, während in der „Landschaft“ — auch nach dem Bekenntnis des Malers — der Versuch zu einer unpersönlichen Äußerung stärker angestrebt erscheint. Um zu differenzierteren Aussagen zu gelangen, müßte er seine limitierte Farbigkeit durchbrechen.

Die Arbeiten von Reo Martin Pedrazza und Elisabeth Bauer-Stein, zweier Tiroler Maler, die in der Galerie Synthese gezeigt wurden, krankten im wesentlichen an einem absoluten zeichnerischen Unvermögen, das in den Kreide-, Tusch- und Federzeichnungen unverhüllt zum Ausdruck kam. Lediglich eine Landschaft von Elisabeth Bauer-Stein vermochte trotz der zähen und trüben Farbigkeit Anteil zu erwecken, alles andere wirkte als form- und gestaltlose Hilflosigkeit, bildnerische Leichtfertigkeit ohne wirklichen, nur falschen Anspruch.

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