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Forderung- offentlich und privat

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Es ist ein offenes Geheimnis, daß es in Österreich ohne die direkte und indirekte Förderung öffentlicher und halb-,,Öffentlicher“ Stellen nur ganz wenige bildende Künstler gäbe, die von ihrer Arbeit leben könnten, und kaum junge Talente, die ihre ersten Chancen erhielten.

Eine Ausstellung im Französischen Saal des Künstlerhauses führt nun die ganze lobenswerte Praxis und Problematik eines Teiles der staatlichen Kunstförderung — den der Ankäufe — vor Augen. Die gezeigten Werke bilden nur einen winzigen Teil der in den letzten 20 Jahren vom Bundesministerium für Unterricht erworbenen mehr als 10.000 (zehntausend) Arbeiten, und — siehe da, fast alles, was in Österreich Rang und Namen trägt, ist iR ihr vertreten. Sie demonstriert dadurch gleichzeitig die breite Streuung der Förderung; und daß nur relativ wenige Werke erster Qualität in ihr enthalten sind, ist wohl auch in den bei Ankäufen oft maßgeblichen sozialen Erwägungen zu suchen. Diese Ausstellung ist dabei gleichzeitig ein Dokument der unerschöpflichen und unermüdlichen Arbeit und Güte von Frau Ministerialrat Dr. Adele Kaindi, die bis zu ihrem allzu frühen Tod im November 1966 den Ankäufen vorstand und außerdem für das österreichische Ausstellungswesen Hervorragendes geleistet hat. Eine Schwäche der im einzelnen sehenswerten Ausstellung liegt allerdings in der vielen Bildern abträglichen Hängung. Außerdem wäre es aufschlußreich gewesen, den Bildern ihren seinerzeitigen Ankaufspreis beizugeben.

In der Galerie der Secession präsentiert Hans Staudacher seine bisher beste Ausstellung. Ihr Überblick zeigt die Entwicklung einer im Spieltrieb und im Mitteilungsdrang „reinen Malerei“, die von vornherein nicht auf Formprobleme angelegt war. Ihre weltfrohe Hereinnahme verschiedenster Elemente von Dada bis Tachismus und Popart erreicht in den letzten Arbeiten die lockersten und gleichzeitig lyrischesten Ergebnisse. Auch Hildegard Joos, die in der Kellergalerie der Wiener Secession ausstellt, hat in ihren letzten Biidem eine Steigerung erfahren. Ihre fast monochromen und doch farbigen Polyeder-Elemente schweben nun im gelassenen Gleichgewicht eines mystischen Nirwanas. Zur Meditation anregende Panneaus.

Bemerkenswert sind auch die Wiener Veduten von Arthur Vögel in der Galerie Autodidakt: intime Stadtansichten von Hinterhöfen, Straßen, Stiegen und Plätzen, die in ihrer sauberen und strengen Genauigkeit einen beträchtlichen Schuß Magie und einen kleinen Schuß Vivin in sich tragen.

Auch Norbert Steffek, der in der Galerie Peithner-Lichtenfels ausgestellt wird, ist ein Autodidakt. Seine Bilder, denen Swobodas verwandt, sind dekorativer Manierismus mit romantischem Einschlag, meist zu bunt und zu gläsern. Interessanter wirken dagegen die Arbeiten von Jaki, die noch in der Galerie zu sehen sind, und in deren Grat-turen ganze Seiten von Prinzhorn lebendig werden. Ohne deswegen Kunst zu sein, besitzen sie naiven Reiz und magischen Charme.

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