EU-Erweiterung schneller vorantreiben? Ja!
Diese Woche streiten die beiden FURCHE-Redakteurinnen Manuela Tomic und Brigitte Quint über die Frage, ob die EU schneller wachsen sollte. Manuela Tomic sagt "Ja".
Diese Woche streiten die beiden FURCHE-Redakteurinnen Manuela Tomic und Brigitte Quint über die Frage, ob die EU schneller wachsen sollte. Manuela Tomic sagt "Ja".
Am 5. März 1992 wurde im bosnischherzegowinischen Parlament nach einem abgehaltenen Referendum die Unabhängigkeitserklärung verkündet. Nur wenige Wochen später erkannten die Europäische Gemeinschaft und die USA Bosnien als eigenständige Republik an. Was folgte war der blutige Konflikt verschiedener Entitäten und Interessensgruppen im zerfallenden Jugoslawien. Zur selben Zeit wurde Österreich als EU-Beitrittskandidat gehandelt und trat 1995 dem Staatenbündnis bei. Wie schnell oder langsam sich die EU erweitern soll, stand seitdem immer zur Debatte.
Nun werden die Staats- und Regierungschefs der EU bei ihrem nächsten Gipfel im März die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und auch BosnienHerzegowina diskutieren. Die EU-Kommission wird Mitte März vor dem Gipfel ihre Fortschrittsberichte zu den Kandidatenländern vorlegen. Auf der Liste der EU-Beitrittskandidaten stehen auch Albanien, Serbien, Nordmazedonien, Moldau und weitere. Doch lange Zeit hatte man den Eindruck, die EU hat gar kein Interesse daran, diese Länder ins Bündnis aufzunehmen. Schließlich profitierten Unternehmer in der EU von billigen Arbeitskräften und Firmenstandorten, die nicht den strengen EUVoraussetzungen unterliegen. Doch mit dem russischen Angriffskrieg ist die EUErweiterung, so scheint es, auf der Prioritätenliste ganz oben. Klar ist: Die Sicherheitsstruktur hat sich geändert. Nur ein starkes und vielfältiges Europa kann sich Russland entgegenstellen. Und Länder wie Serbien mit ihrem russlandfreundlichen Machthaber Aleksandar Vučić könnten sich wieder Richtung Westen ausrichten.
Natürlich braucht die EU keine weiteren Orbáns. Doch die Länder des Westbalkans deshalb dem freien Spiel der Mächte zu überlassen, ist eben auch keine Lösung. Die EU muss sich rasch für diese Länder als Schutzschirm und Partner auf Augenhöhe positionieren. Längst nimmt die Euphorie, EU-Mitglied zu werden, unter der Bevölkerung in diesen Ländern ab. Doch das Staatenbündnis darf nicht zulassen, dass internationale Mächte bei unseren direkten Nachbarn Einfluss üben. Schon deshalb sollte die Erweiterung höchste Priorität haben.
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