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Jetzt wurde das Tor zu Europa aufgestoßen

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FURCHE-Rundruf unter Botschaftern der (Reform-)Nachbar-länder: alle begrüßen das überzeugende Ja zur EU.

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FURCHE-Rundruf unter Botschaftern der (Reform-)Nachbar-länder: alle begrüßen das überzeugende Ja zur EU.

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Ungarns Botschafter in Wien, Denes Hunkär, ein Wirtschaftsexperte ersten Ranges, erfuhr in einer AUA-Maschine auf dem Flug von St. Petersburg nach Budapest am Sonntagabend nach Vorliegen von 40 Prozent ausgezählten Stimmen von einem 64prozentig positiven Ausgang des österreichischen EU-Referendums. Der „besessene EU-Befwürwor-ter” - so Hunkär über sich selbst - , trank sogleich auf das Wohl Österreichs ein von der Crew serviertes Glas Champagner. Hunkär zur Furche: „Ich habe selbst versucht, Botschafter Wolfgang Wolte von der wirtschafts-und integrationspolitischen Sektion des österreichischen Außenministeriums bei seinen EU-Kampagne durch mehrere Stellungnahmen zu unterstützen. Am Sonntag habe ich fest die Daumen für den positiven Ausgang des Referendums gedrückt.'

Rei seinen Vorträgen hierzulande betonte der Botschafter ständig: „Für Ungarn ist der Beitritt Österreichs zur EU wichtiger als für Österreich selbst.” Geographisch und geschichtlich habe Ungarns Weg nach Europa immer über Österreich geführt. Nachteile aus Österreichs EU-Mitgliedschaft befürchtet Hunkär für seine Heimat keine, denn: „Wir sind seit mehr als einem Jahr assoziiertes Mitglied, unvorhersehbare Probleme werden - wie bisher schon - geregelt werden.” In Ungarn habe nie die Idee bestanden, noch vor Österreich EU-Mitglied zu werden. Deswegen hat Hunkär auch keine Probleme mit der während der EU-Kampagne gemachten Aussage, Österreich dürfe nicht nach den Osteuropäern EU-Mitglied werden, um von diesen keine Vorschriften entgegennehmen zu müssen.

Polens Botschafter in

Wien, Wladyslaw Rartoszew-ski, betont im Hinblick auf das Beferendum die „sehr hohe politische Kultur” der Österreicher. Bartoszewski wörtlich zur FURCHE: „Ich beneide die Österreicher. Es gibt sehr wenige Völker in Europa, im Osten wie im Westen, mit einer derartigen hohen politischen Beife.' Die Zweidrittelmehrheit für den EU-Beitritt Österreichs sieht Polens Botschafter auch als Ergebnis eines Vertrauens in „geistigmoralisch-politische Autoritäten, die sich in diesem Lande in dieser Frage sehr ähnlich geäußert haben. Das hatte eine breite nationale Front der Österreicher zur Folge.”

Auf richtigem Kurs

Das Österreich-Beferendum werde in Polen die Sympathie für Österreichs Politik noch steigern, außerdem werde es Leute, die für die EU sind, ermuntern, weil sie merkten, daß sie auf dem richtigen Kurs sind. Bartoszewski hofft auch, „daß Österreich unser Anliegen (EU-Beitritt, Anm. d. Red.) verstehen und gut repräsentieren wird, als ein Land, das viel mehr weiß über die ex-postkommunisti-schen Staten als alle anderen EU-Länder.”

Auftauchende Schwierigkeiten nach dem EU-Reitritt Österreichs wird Polen akzeptieren. Aber: „Für kriminelle Aktivitäten sehe ich Nachteile, und darüber freue ich mich”, so Rartoszewski, „für anständige Leute in Mittelosteuropa sehe ich keine Schwierigkeiten.” Rartoszewski wünscht dem österreichischen

Volk und seinen Politikern „viel Glück, ich selbst bin sehr froh und glücklich.”

Die Tschechische Republik, ist Prags Rotschafter in Österreich, Pavel Jajtner, überzeugt, „wird von dieser Annäherung der EU an unsere Grenzen profitieren”. „Es war für mich begeisternd, im Fernsehen Flaggen der Union über der uralten Stadt Wien flattern zu sehen.”

Für die Tschechische Republik bedeute dieses „überzeugende Ja” „Stabilität in Österreich und wirtschaftliches Wachstum, beides lebenswichtig für den Nachbarn”. Jajtner zur FURCHE: „Das ist ein Signal für ganz Europa, es kann eine neue Stimmung in der gesamten EU wecken, was natürlich langfristig positiv für unser Ziel der EU-Mitgliedschaft wirken wird.” Im Vergleich mit Österreich müsse die CR „noch viel tun, um dieses Niveau zu erreichen”. Daher ist er auch nicht über Aussagen beleidigt, die gemeint hatten, die CR dürfe Osterreich nicht überholen.

„Ich glaube”, so Rotschaftsrat Rojan Grobovsek von der slowenischen Botschaft zum Beferendum, „daß es für einen Anwärter auf EU-Mitgliedschaft wie Slowenien sehr gut ist, wenn er in der Union jemanden hat, der ihn kennt und sein Befürworter ist.” Anfangs könnten Schwierigkeiten bürokratischer und technischer Natur zwischen Österreich und Slowenien auftauchen. Slowenien habe von Ex-Jugoslawien Verträge mit der EU geerbt, die niedrigere Zollsätze für slowenische Waren vorsehen. „Wenn jetzt Österreich ein EU-Staat wird, wird sich das nur positiv auswirken.” (Siehe auch Seite 4)

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