Tourismusforschung - © Foto: iStock/guvendemir

Fernreisen via Flugzeug: Ja, man darf!

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Darf man in den Urlaub fliegen? Politik-Redakteurin Brigitte Quint sagt "Ja": Pflichtbewusstsein lässt sich leichter leben, wenn es erlaubt ist, auch mal über die Strenge zu schlagen.

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Darf man in den Urlaub fliegen? Politik-Redakteurin Brigitte Quint sagt "Ja": Pflichtbewusstsein lässt sich leichter leben, wenn es erlaubt ist, auch mal über die Strenge zu schlagen.

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Abgesehen von jenen, die schon damit kämpfen, Miete, Grundnahrungsmittel und Energiepreise zu stemmen, und für die eine Reise – ganz gleich mit welchem Transportmittel – unerschwinglich ist, ist für viele Menschen der Sommerurlaub das persönliche Highlight des Jahres. Ein Großteil legt Monat für Monat einen Teil des Einkommens zurück, um im Sommer verreisen zu können. Oft ist das der einzige Luxus, der sich noch ausgeht. Luxus ist in diesem Kontext auch das Schlüsselwort. Eine Flugreise ist in meinen Augen wie ein Glas Champagner, das im Alltag die Ausnahme von der Regel darstellt. Anlässe, bei denen einem ein solches gereicht wird, sind rar. Zumindest beim Ottonormalverbraucher. Ähnlich verhält es sich mit einer Flug- oder gar Fernreise. Natürlich gilt es, das Bewusstsein zu schärfen, dass man für eine Woche Sonne, Strand und Meer auch mit dem Zug in Richtung Kroatien oder Italien fahren kann und dafür nicht unbedingt in die Dominikanische Republik oder nach Thailand fliegen muss. Aber wenn einen Letzteres glücklicher macht, sollte man das auch machen dürfen. Moralisch verwerflich finde ich vielmehr das Verhalten von Superreichen, die (oft mit ihren Privatjets) jedes Wochenende in der Weltgeschichte herumfliegen.

Kollegin Tomic argumentiert, eine Weltbürgerin, ein Weltbürger, habe heute die Pflicht, achtsam mit der Welt umzugehen und Ressourcen zu sparen, um diese zu schützen. Hier gebe ich ihr grundsätzlich recht. Aber Pflichtbewusstsein lässt sich leichter leben, wenn es erlaubt ist, auch mal über die Strenge zu schlagen. Es soll nichts Schlimmeres passieren, als sich umwelttechnisch einmal im Jahr danebenzubenehmen. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum ich eine große Befürworterin für Reisen in ferne Länder und Kulturen bin. An dieser Stelle möchte ich eines meiner Lieblingszitate, es stammt von Alexander von Humboldt, anführen: „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben.“ Ich bin davon überzeugt: Je mehr Erfahrung man damit macht, woanders der oder die Fremde zu sein, desto weniger stört einen der oder die Fremde im eigenen Umfeld. Niemals ins Flugzeug steigen ist auch keine Lösung.

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