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Der Wille zur Macht
Irans arabische Nachbarn zeigen sich zunehmend darüber besorgt, daß Teheran eine regionale Vorherrschaft anstrebt. Besonders die Nachbarstaaten am Persischen Golf argwöhnen darüber. Tatsächlich macht Teheran keinen Hehl daraus, indem es den Golfanrainern unmißverständlich zu verstehen gibt, daß das Kaiserreich im Golf lebenswichtige strategische und wirtschaftliche Interessen zu verteidigen habe. Gleichzeitig aber betont Teheran, daß seine Interessen im Golf schließlich auch diejenigen der Golfanrainer seien. Auch sollte es im Interesse aller Golfstaaten liegen, diese militärisch nur wenig geschützte Region vor dem Einfluß subversiver Elemente zu bewahren.
Was und wie auch immer Teheran in Bezug auf seine außenpolitischen Bestrebungen argumentiert, eines ist gewiß: Längst haben Irans Nachbarn erkannt, daß es dem Iran keineswegs nur darum geht, als Schirmherr aufzutreten. Im Gegenteil: Beherrscht vom uneingeschränkten Willen zur Macht, und zwar sowohl zur Militärmacht als auch zur Wirtschaftsmacht, strebt der Iran ganz offenkundig eine regionale Hegemonie an, deren Zielsetzung eine territoriale Expansion nicht ausschließt. Dies jedenfalls ist die Uberzeugung aller Nachbarn des Irans.
Untermauert wird diese Uberzeugung allein schon durch die derzeitige mit einem enormen Kostenaufwand betriebene iranische Aufrüstung. Schon ein Blick auf die Zahlen, vergegenwärtigt die Existenz eines geradezu besorgniserregenden Waffenarsenals, das infolge weiterer Käufe und Bestellungen von modernsten Waffen ständig an Umfang zunimmt. Allein
das in den letzten Jahren von den USA bezogene und in Auftrag gegebene Kriegsmaterial, einschließlich technischer Hilfeleistungen, beläuft sich auf über 10 Milliarden Dollar. Im gleichen Zeitraum erfolgten in Großbritannien Bestellungen von schweren und leichten Panzern, darunter allein 1200 schwere Chieftains.
Bei Verhandlungen zwischen dem Iran und der Bundesrepublik über den Aufbau einer starken iranischen Kriegsmarine, wodurch der Iran in die Lage versetzt würde, eine gewichtige Marinemacht im Indischen Ozean zu werden, geht es zunächst um Lieferung von insgesamt 61 Kriegsschiffen.
Wie der Schah angesichts der Ziele über seine Aufrüstung zur See gegenüber der Bundesregierung erklärte, beabsichtigt er mit seiner Kriegsmarine ein Gegengewicht zum Auftreten der sowjetischen Marine im Indischen Ozeanzu schaffen.
Im Hinblick auf ein solch umfangreiches Waffenarsenal, erscheint die Sorge der Nachbarn des Irans, besonders aber der Golfanrainer, wohl berechtigt. Sogar Saudiarabien zeigt sich in letzter Zeit über die iranische Aufrüstung beunruhigt, obwohl beide Staaten gemeinsame wirtschaftliche und politische Interessen haben und ihre Sicherheitskräfte zum Teil zusammenarbeiten. Die von Saudi arabien jüngst vorgenommenen erheblichen Waffenkäufe in Großbritannien und den USA, begründeten die Saudiaräber ja auch dahingehend, daß sie die iranischen Waffen durch ein einigermaßen angemessenes Gegengewicht auszugleichen versuchen würden.
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