6808410-1972_20_11.jpg
Digital In Arbeit

Die Macht der Musik

Werbung
Werbung
Werbung

Es war der Fachinspektor und Dozent für Kunsterziehung am Pädagogischen Institut in Wien, Oskar Rainer, der die Königsidee der Musikalischen Graphik, der freien spontanen schöpferischen Umsetzung des Musikerlebnisses in bildnerische Gestalt als erster faßte. Sein grundlegendes Werk „Musikalische Graphik, Studien und Versuche über die Wechselbeziehung von Ton- und Farbharmonien“ ist bereits 1924 erschienen. Als er 1941 starb, wurde die von ihm gegründete Arbeitsgemeinschaft für Musikalische Graphik von seinen Schülern und Mitarbeitern Frau Prof. Berta Fuchs und Dr. Hans Sündermann als Institut weitergeführt, die Musikalische Graphik seit 1962 auch an der staatlichen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien gelehrt. Ihr Arbeitskreis zeigt nun in den Schauräumen der Gemeinde Wien am Friedrich-Schmidt-Platz eine äußerst interessante und sehenswerte Ausstellung, in der zum erstenmal auch die Möglichkeit besteht, die Musikbeispiele im Zusammenhang mit den Arbeiten zu hören und zu vergleichen. Ihre Umsetzungen in Farbe und Form sind nicht nur frappant und zwingend, die Ausstellung beweist auch den hervorragenden Wert, den die Musikalische Graphik zur Aufschließung des Kunsterlebnisses, zur Aufdeckung von Wesensbeziehungen zwischen Musik und bildender Kunst und damit als Ganzheitsschau für die Kunsterziehung besitzt. Ein weiterer Wert liegt in der von ihr geförderten Entbindung des Bildnerischen und Schöpferischen bei Kindern und Laien, und ihre meist von Laien geschaffenen Arbeiten können es an Ausdruckskraft ohne weiteres mit Werken der ungegenständlichen Kunst aufnehmen.

Von der Macht der Musik bestimmt erscheinen auch die neuen Bilder von Friedrich Danielis, einem jungen österreichischen Maler, der in London lebt und in der Galerie in der Blutgasse ausstellt. Nicht nur daß sein „Zauberflötentriptychon“ direkt Bezug auf Mozart nimmt, auch in seinen anderen Bildern, in der zarten blau-gelb-orangenen Farbigkeit seiner vegetativen Abstraktionen, phantastischer Blumen- und Landschaftsformen, lebt etwas von der Musik des Komponisten, der Geist des Dixhuitieme. Danielis' sehr subtiler und ästhetischer Malerei scheint die Technik des Pastells am angemessensten, da sie am ehesten Duft und Hauch ihrer Koloraturen vermittelt.

Die beiden Ausstellungen in der Wiener Secession von Franz Demetz-La Rives und von Susan Low-Beer und Bill Parsons, beide USA, stellen einen Tiefpunkt in der Ausstellungstätigkeit dieser immerhin einer Vergangenheit verpflichteten Institution dar. Demetz zeigt nach Photographien, in branstigen Farben, penibel akademisch gemalte und zusammengeklitterte Bilder und Zeichnungen, die vielleicht dem „Neuen photographischen Realismus“ des Geschäfts in den USA entsprechen, aber künstlerisch indiskutabel sind. Die wahrscheinlich einzige nach der Natur entstandene Zeichnung seiner schlafenden Frau zeigt die echte Unbeholfenheit von Demetz vor der nicht mechanisch vorverarbeiteten Erscheinung. Was die beiden Gäste aus Amerika in der Clubgalerie zu bieten haben, ist ein den Banalitäten bei Demetz ebenbürtiger fünftrangi-ger (oder zehntrangiger) Neo-Dada-Pop. Bei Susan Low-Beer sind noch Reste von Geschick und Geschmack, bei Parsons nur Dillettantismen zu finden.

• Prof. Alois Forer wurde eingeladen, beim IV. Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb, der vom 3. bis 19. Juni 1972 in Leipzig stattfindet, als Juror zu fungieren.

• Isolde Ahlgrimm ist von einer dreiwöchigen Tournee aus den USA zurückgekehrt. Sie unterrichtete während dieser Zeit an der Southern Methodist Vniversity in Dallas, Texas, hielt auch an anderen Colleges und Universitäten einige Vorträge, außerdem konzertierte sie in Dallas, Danton, Oberlin und im Österreichischen Kulturinstitut in New York.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung