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Die Wiener Messe

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In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts hat die Angebotsform in der Wirtschaft eine Vielfalt erreicht wie nie zuvor. Neben den reisenden Kaufmann, den öffentlichen Markt, die Mustermesse und die Warenbörse sind Hotelausstellungen, Exportmessen, Abholmärkte, Zollfreilager und andere Formen des Warenabsatzes getreten.

Hat dadurch die Mustermesse an Bedeutung verloren? Gewiß nicht. Der Warenabsatz In unserer Zeit ist keinesfalls ein statistischer Faktor in einer bestimmten Größenordnung, sondern eine dynamisdi wirkende Kraft, die immer mehr an Umfang gewinnt. Das erklärt auch, warum die Messe als Absatzorganisation, und warum die Wiener Internationale Messe, wenn man die österreichischen Verhältnisse besonders betrachtet, ihre Funktion haben.

Die Wiener Internationale Messe, die heuer im Herbst das Jubiläum ihres fünfzigjährigen Bestandes feiert, ist ein lebendiger Organismus. Als universelle Mustermesse gegründet, ist sie dieser Konstruktion treu geblieben, nicht aus einem Beharrungsvermögen heraus, sondern weil sie auf diese Weise der österreichischen Wirtschaft am besten dienen konnte.

Das hat natürlich nicht ausgeschlossen, daß die Wiener Messe die Entwicklung auf dem Sektor des überregionalen Warenvertriebes genau beobachtete, um sich den Erfordernissen der Wirtschaft jeweils anzupassen. Auf der Wiener Messe bildeten sich im Laufe der Jahre gewisse Branchenschwerpunkte, die einen eigenen Fachmessecharakter angenommen haben. So präsentiert sich die Wiener Messe seit einigen Jahren in zunehmendem Maße als ein Forum von Fachmessen. Einzelne Branchengruppen wurden hiebei zu Kristallisationspunkten von unterschiedlicher Wachstumskraft. Die Gruppen Spielwaren, Kunstgewerbe, Uhren und Schmuck im Messepalast, die Büromesse, die Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, Beheizung und Belüftung im Messegelände, um nur einige zu nennen, sind stark genug, um in eigenen Hallen eine Fachausstellung durchzuführen, bei denen durch Anzahl der Aussteller und Vielfalt der Exponate der fachliche Charakter deutlich zum

Ausdruck kommt. Andere Branchen benötigen im Laufe der Zeit durch die wachsende Ausstellerzahl derart große Flächen, daß diesen Ansprüchen im Rahmen der Wiener Frühjahrs- und Herbstmessen nicht entsprochen werden konnte. So entstanden die eigenen Fachmessen zu bestimmten Terminen, wie beispielsweise die Wiener Damenmode-Woche, die österreichische Sportartikel-Fachausstellung, die österreichische Schuhmusterschau und einige andere, die von der Wiener Messe AG, allein oder in Zusammenarbeit mit den einschlägigen Berufsverbänden, im Aus-stellungszentrum Messepalast durchgeführt werden. Für 1971 konnte die Wiener Messe AG bereits dreizehn derartige Veranstaltungen vormerken. Für eine dritte Grujjpe, die im Jahresablauf nur einen Saisonschwerpunkt hat und auf Grund ihrer Bedeutung Raumansprüche stellt, die nur alternierend — wenn eine andere Branchengruppe auch als Saisongründen verzichtet — befriedigt werden können, kam es zu einmaliger Beteiligung im Verlauf des Jahres.

Das triift auf die großen Branchengruppen Möbel, Baumaschinen, landwirtschaftliche Maschinen, Werkzeugmaschinen, und für kleinere Sparten wie Maschinen für die Kunst-stoitverarbeitung zu. Aber auch für bekannte Sonderschauen, wie für die Gruppe Verpackung, die in der Halle 5 mit der Zweirad-, Kfz-Zubehör- und Autoservicegeräteausstellung abwechselnd durchgeführt wird, bietet sich die alternierende Mitwirkung als beste Lösung an.

Damit hat die Wiener Internationale Messe ihre Anpassungsfähigkeit an veränderte wirtschaftliche Gegebenheiten bewiesen und den Charakter einer Mehrbranchenmesse erhalten, in der 25 Fachmessen zur gleichen Zeit und am gleichen Ort stattfinden. Der große Produktionsmittel- und Materialbedarf vieler Branchen verlangt wohl die Ausrichtung auf den Fachmessecharakter, doch ist die’ Messe ein wertvolles Absatzinstrument geworden, weil hier die Möglichkeit des Interessenkontaktes mit mehr Branchen gegeben ist als ‘bei einer spezialisierten Fachveranstaltung.

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