
NATO-Beschluss in Vilnius : Der Westen hat die eigene Haut gerettet
Die NATO war richtig beraten, die Ukraine nicht vorschnell in das Bündnis aufzunehmen. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass viele essenzielle Fragen offen bleiben.
Die NATO war richtig beraten, die Ukraine nicht vorschnell in das Bündnis aufzunehmen. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass viele essenzielle Fragen offen bleiben.
Der NATO-Gipfel in Vilnius brachte Klarheit: Es fehlt an politischem Willen, einen Staat in das Bündnis aufzunehmen, der Opfer eines russischen Angriffskrieges geworden ist. Für Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk ist das ein Dämpfer. In der Sache ist die Entscheidung aber durchaus nachvollziehbar.
Gemäß Artikel zehn des Washingtoner Vertrages können die NATO-Mitgliedstaaten jeden anderen europäischen Staat einladen – wenn dieser es vermag, zur Sicherheit des nordatlantischen Gebiets beizutragen. Im Falle der Ukraine ist das Gegenteil der Fall. Das Land befindet sich im Krieg mit der größten Atommacht der Welt. Hätte man die Ukraine zum vollwertigen Mitglied gemacht, dann könnte sie sich ab Tag eins auf den Artikel fünf der NATO-Charta berufen. Im Klartext: Der dritte Weltkrieg wäre keine Dystopie mehr, sondern ein realistisches Szenario.
Der Konjunktiv ist hier bewusst gewählt. Denn den Verantwortungsträgern des Atlantischen Bündnisses stünde es freilich frei, eine neue Mitgliedschaft an neue Bedingungen zu knüpfen; sicherheitspolitische Klauseln einzusetzen.
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