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Ein Reservat der Unabhängigkeit
Unter den oben geschilderten Umständen wurde die kritische Situation ausschließlich durch Holz aus Rumänien und Rohöl aus Jugoslawien, Rohtabak aus Bulgarien, Sonnenblumenöl aus Rußland und Mineralölprodukte aus der Tschechoslowakei gerettet, vor allem jedoch durch Eier (62,2 Millionen Stück zu 31,2 Millionen Schilling, 4- 89 Prozent). Bei allen Importen und Exporten wiederholt sich eben immer wieder der Fall, daß Einbußen und Stockungen dank einer großen Streuung durch Verlagerung der Schwerpunkte auf Produkte zweiten und dritten Ranges behoben oder wenigstens gemildert werden können.
Dieses Prinzip bewährte sich auch bei den Ostexporten, die schon lange nicht mehr von Eisen und Stahl, Maschinen und elektrischen Apparaten abhängen. Die Magnesitkrise ist überwunden, und die Lage im Stahlsektor bedeutend ’ gebessert;-- Auch ^Würden dje;.'VörtuSt6- ei elektrischen „"Apparaten ausschließlich durch Rußland veMisaiäxtJJ'dasseäwe Umgruppierung seiner Bestellungen durchführt. Anderseits registrierten die Exporte von' Maschinen, Papier, Zellulose und Kunstfasern beachtliche Fortschritte, auch Schienenfahrzeuge nach Bulgarien, chemische Grundstoffe und Verbindungen nach Ungarn, wie überhaupt die chemische Industrie stark in den Vordergrund trat. Zugleich zeigten sich einige Lockerungen im Textilsektor, besonders in Rumänien und Jugoslawien. Es sind gewichtige Gründe, die Polen, Rumänien und Bulgarien bewogen haben mögen, sich stärker als bisher um den Handel mit Österreich zu bemühen.
Nach diesen kurzen Darlegungen und Erläuterungen erscheint es selbstverständlich, daß die österreichische Delegation, die in Brüssel die orientierenden Gespräche über ein etwaiges „Arrangement mit der EWG“ führte, als Vorbedingung proklamiert hatte, der Osthandel Österreichs dürfe in keiner Weise betroffen werden, weil er ein Reservat darstelle. Ob Brüssel diesen Grundsatz glatt und unbesehen an nimmt, erscheint mehr als fraglich. Gerade die Brückenstellung Österreichs zwischen dem Westen und dem Osten lockt viele Außenseiter,
weil sie hoffen, Wien als Zwischenhandelsplatz benützen zu können. Beim Warenverkehr mit dem Osten handelt es sich aber um einen echten Güteraustausch und einen autonomen Wirkungskreis der bodenständigen Industrie, durchaus nicht um Umschlagplätze und Frachtenbahnhöfe, die sich im Interesse des Transits nach dem Balkan gewiß eines Tages günstig entwickeln. Österreich hat im schwierigen Verkehr mit Osteuropa während neunzehn Jahren nicht Zeit und Mühen, Opfer und Verluste aufgebracht, um die endlich gefundenen Normen und Usancen, die sich bereits bewährt haben, nachträglich einem neuen Verfahren im Stil der Perfektion von Brüssel zu unterwerfen.
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