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Stabilisierung der Exporte

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Beim Export (siehe Tabelle), der sich von Jänner bis April, gemessen an der analogen Periode des Vorjahr res, nur um 6 Prozent erhöhen konnte, zeigte die Zuwachsrate der EFTA einen klaren Vorsprung, während die Randstaaten wegen Absatzschwierigkeiten in Jugoslawien und der Türkei zurückflelen, trotz einer enormen Zunahme der Lieferungen nach Spanien (-f 66 Prozent). Ansehnliche Erhöhungen erzielten unter den EFTA-Staaten die Exporte nach Großbritannien, gestützt auf Eisen und Stahl, Maschinen, Papier und Textilien, aber auch nach Schweden dank einer Verdoppelung ran Eisen und Stahl, die 'gleichzeitig Einbußen in der Schweiz erlitten, freilich ausgeglichen durch Papier, Kleidung und Textilien. Unter den EWG-iStaaten dominierte natürlich Westdeutschland bei stabilen Bezü gen von Holz und Textilien, weil Eisen und Stahl, Kleidung und elektrischer Strom einen unerwarteten Aufschwung nahmen. In Italien wurde der schwere Rückfall bei lebenden Tieren durch Holz und Zellulose, Maschinen, Eisen und Stahl behoben. Im Rahmen des Ost-' blocks kamen gegensätzliche Tendenzen zum Durchbruch, da der Absatz in Rußland und Rumänien einige Verluste ertitt, aber die Exporte nach Umgarn, Ostdeutschland und der Tschechoslowakei sehr gut abschmltten. Bemerkenswert war auch die Zunahme der Exporte nach den Vereinigten Staaten, denen sieh große Fortschritte in Kanada und Nigeria anschlossen, während Indien und Südafrika peinliche Enttäuschungen brachten. Allerdings erlauben im Handel mit Übersee die ersten Monate noch keine Prognosen für den künftigen Verlauf des Jahres.

Auch die Warenordnung brachte manche Überraschungen, weil zunächst wichtige Gruppen, wie Eisen, Stahl und Textilien, trotz der schärfsten Konkurrenz ihre Zuwachsraten in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Durchschnitt halten konnten. Einen Aufschwung nahmen chemische Produkte, nur übertroffen von Glaswaren und Motorrädern, die sich anscheinend von ihrer Depression erholen konnten. Daneben mußte noch die Zunahme der Lieferungen von elektrischem Strom, Kleidung, Schuh- und Lederwaren auffallen sowie von Druckereierzeugnissen. Verluste erlitten Zellulose, lebende Tiere, Erdöl- und Molkereiprodukte.

Wettrennen EWG—EFTA

Bei dieser merkwürdigen Gestaltung des Außenhandels spielten natürlich auch psychologische und handelspolitische Motive eine gewisse Rolle. Auf der Importseite unternahm der Ostblock die größten Anstrengungen, um die Äquivalente für seine dringlichen Bezüge aus dem Ausland auf Zubringern Den Randstaaten gelang trotz einigen Stockungen eine Besserung ihrer

Situation, während der Handel mit den Vereinigten Staaten unter dem Einfluß der Kennedy-Runden des GATT doch eine ansehnliche Belebung erfuhr. Zugleich hatten die wiederholten Ankündigungen, Österreich beabsichtige den Abfall von der EFTA und den Anschluß an die EWG, eine verschärfte Konkurrenz beider Staatengruppen um die österreichischen Märkte zur Foilge, deutlich erkennbar an den günstigen Ergebnissen für Großbritannien, Skandinavien und die Schweiz. Im Wettkampf um höhere Zuwachsraten vermochte außerdem die Bundesrepublik Deutschland kraft der günstigen geographischen Lage ihre EWG-Part.ner zurückzudrängen, besonders die Beneluxstaaten. Auf der Exportseite war natürlich keine Rede von einem Rückfall. Eher handelte es sich um einen Prozeß der Stabilisierung. Nach den dramatischen Fortschritten des Vorjahres lag es auf der Hand, daß zu Be-s ginn des neuen Jahres zunächst eine Atempause eimtreten mußte, obwohl die Fortschritte in Schweden, Großbritannien und den Vereinigten Staaten ungemein eindrucksvoll wirkten. Vom Gesamtexport entfielen auf die EWG 46,5 Prozent und auf die EFTA einschließlich Finnland 20,2 Prozent, Tendenzen, die nicht mit den landläufigen Dogmen überemstimmten, wobei von einigen Überraschungen gar nicht gespro dien werden soll, etwia von den außerordentlichen Fortschritten in

Belgien, Spanien und Portugal, schwer errungene Erfolge der ausländischen Vertretungen der Bundes- wirtschaftskaimmer, die eine Würdigung verdienen. Jedenfalls beansprucht die weitere Entwicklung des Außenhandels im laufenden Jahr die größte Aufmerksamkeit.

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