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EFTA: Tendenz steigend

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Die wirtschaftliche Zukunft Österreichs wird im hohen Maße durch die Gestaltung des Außenhandels beeinflußt, wobei die Öffentlichkeit, ohne viel über manche überflüssige Importe nachzudenken, sich vorwiegend mit der Entwicklung der Exporte beschäftigt. Niemand sollte der Vorstellung erliegen, als ob nach sämtlichen Richtungen unbedingt alljährlich hohe Zuwachsraten erzielt werden müßten. Wichtiger als die Expansion ist heute die Konsolidierung und die Sicherung der bereits gewonnenen Absatzgebiete. Der Gesamtexport zeigte nun von Jänner bis Oktober des Vorjahres folgende Verteilung: EWG 50,3, EFTA 16,5, Ostblock 14,6, überseeische Länder 13,5 und neue „Randstaaten“ — zu denen etwa Spanien, Jugoslawien, Griechenland und die Türkei gehören — 5,1 Prozent. Die landläufige These versichert, dde Exporte nach der EWG müßten ständig gesteigert werden, damit Österreich seine „Europareife“ beweise. Die Gegenseite behauptet, die Zukunft des Außenhandels, der nach Überwindung des regionalen Prinzips automatisch eine Erweiterung zum Welthandel erfahre, erfordere in erster Lnie eine Erhöhung der Exporte nach Ubersee, der EFTA und den „Randstaaten“.

Vermutlich liegt die Wahrheit in der Mitte. Zweifellos könnten mit Hilfe elastischer Dispositionen die Exporte nach Frankreich und Belgien, Großbritannien und der Schweiz, Spanien und dem Nahen Osten, Südafrika, Kanada und den Vereinigten Staaten erhöht werden. Schädlich wäre unter allen Umständen jede Kampagne, die mit künstlichen Mitteln, falschen Argumenten und Übertreibungen eigener Mängel einen Defaitismus züchtet. Die beste Widerlegung jedes Negativismus bildet nämlich der Aufschwung des Handels mit der EFTA.

Eine interessante Erscheinung des Außenhandels ist die zunehmende Spezialisierung im Sinne einer stärkeren wirtschaftsgeographischen Orientierung. Unter den Importen aus der EFTA dominierten etwa bei Großbritannien Maschinen und Personenautomobile, Textilien, Wolle und Nickel, bei der Schweiz Textilien und Maschinen, Feinmechanik und pharmazeutische Produkte, be Schweden und Norwegen wdederuir Maschinen, Eisen und Stahl, be:Dänemark merkwürdigerweise die Maschinen, bei Portugal natürlich Fische. Die enormen Zuwachsraten bei Finnland und Portugal fielen infolge des geringen Volumens praktisch kaum ins Gewicht, dagegen bei Schweden, Großbritannien und der Schweiz. Unter den Warengruppen gab es Rückschläge bei Barrengold, Erzen und Schrott. Stabil blieben Fische, Eisen und Stahl, medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse. Die Importerhöhungen verteilten sich daher auf alle anderen Kategorien, diesmal allerdings mit einer deutlichen Bevorzugung der Konsumgüter, darunter von Personenautomobilen (+ 46 Prozent), Leder, Pelzwerk und Lederwaren (+ 36 Prozent). Alles in allem überschritten die Importe aus der EFTA einschließlich des assoziierten Finnland knapp 5 Milliarden Schilling (+ 16,4 Prozent) und umfaßten somit 14,1 Prozent des Gesamtimportes. Erstaunlich blieb der Aufschwung Großbritanniens, dessen Warenverkehr sich im Vorjahr nach allen Richtungen entfalten konnte, weil das Inselreich während der Verhandlungen mit der EWG in einer merkwürdigen Passivität verharrt und einfach auf die Erfolge in Brüssel gewartet hatte. Nach dem endgültigen Scheitern der Verhandlungen begann eine neue Phase der britischen Handelspolitik; denn alle Illusionen wurden über Bord geworfen.

Noch auffallender war diese Wendung bei den österreichischen Lieferungen nach Großbritannien, die von Jänner bis Oktober um 45,6 Prozent gestiegen sind, dank einem plötzlichen Aufschwung bei Eisen und Stahl, aber auch infolge der enormen Zuwachsraten bei Kleidung und Molkereiprodukten. Der Rückschlag beim Export nach der Schweiz, der die Öffentlichkeit in den ersten Monaten des Vorjahres beunruhigen mußte, wurde mit Hilfe einer leichten Umgruppierung der einzelnen Warenkategorien behoben. Die Erfolge in Dänemark beruhten vorwiegend auf Kleidung, in Schweden auf Textilien, Kleidung, Eisen und Stahl, aber auch auf Tonbandgeräten, die als moderne Exportmittel eine erstaunliche Expansionskraft entwickeln. Die Aktivität bei den Gütern der zweiten und dritten Kategorie erwies sich überhaupt als ungemein nützlich. So sind allein im Laufe von zehn Monaten, verglichen mit der analogen Periode 1962, beim Export nach der EFTA ohne Finnland die Feinmechanik um 15, die Kunststoffe um 26, die Kautschukwaren um 27 und die Lederwaren um 31 Prozent gestiegen. Trotz der denkbar schärfsten Konkurrenz konnten sich die Schuhwaren sogar verdoppeln.

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