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Die EFTA floriert

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„Hoffnung trotz allem“ nennt der portugiesische Industrielle und Mitglied des Konsultativkomitees der EFTA, Dr. Bernardo Mendes de Almeida, Graf von Caria, die Situation der EFTA. Sie habe schon durch ihre geographisch zerstreute Lage der einzelnen Länder sowie durch schwerwiegende Unterschiede zwischen den Partnerländern in historischer und wirtschaftlicher Hinsicht von Anfang an Schwierigkeiten gehabt, aber nunmehr, meinte der portugiesische Industrielle, doch eine Formel der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gefunden, die teilweise besser funktioniere als in der reicheren und „fortschrittlicheren“ EWG. Tatsächlich sind in den letzten Monaten durch die weiterhin vertiefte Kluft zwischen England und Frankreich Schwierigkeiten innerhalb der EWG aufgetreten, die auf die Dauer darauf hinführen, daß sich die EWG eher zu einer zweiten EFTA denn zu einem Vereinigten Europa nach dem Muster der USA entwickeln könnte. Noch nie war in Brüssel der Pessimismus so tief wie gerade jetzt, und wenn der Präsident der Kommission, Jean Ray, den Österreichern erst jüngst in einem Gespräch wieder gewisse Hoffnungen auf eine Aufnahme der Verhandlungen machte, so halten viele Politiker und Wirtschaftsfachleute in Österreich dies lediglich für eine wohlmeinende diplomatische Geste mit geringem Background. Und so ist man auch in Wien froh, daß man derzeit zumindest in der EFTA ist; immer lauter werden die Stimmen, die meinen, man sollte doch in der EFTA nicht nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur EWG sehen. Vielmehr sollte man darangehen, aus der EFTA eine intensivierte Gemeinschaft zu formen. Zumindest — so meint nicht nur der portugiesische Wirtschaftsfachmann Dr. Mendes — sollte man endlich darangehen, das Ubereinkommen von Stockholm zur Gänze auszunützen.

Jedenfalls zeigt es sich derzeit, daß im Rahmen der EFTA Einigungen leichter fallen als in dem so eng liierten Gebilde der Sechs im Zentrum von Europa.

Einen Vorwurf hört man immer stärker in den EFTA-Ländern, wozu die österreichische Presse noch weitgehend schweigt: nämlich, daß man, weil man glaubte, es sei nur eine Übergangslösung, den breiten Bevölkerungskreisen bis heute nicht klargemacht habe, welche Chancen in der EFTA eigentlich liegen. Während sich auch in Wien nach wie vor hartnäckig Gerüchte hielten, daß die EWG für Artikel in Zeitungen und sonstige Public-Relations-Tätigkeit Prämien an Journalisten und Wirtschaftsfachleute zahlt, ist die „p. r.“ Tätigkeit der EFTA relativ in kleinen Grenzen geblieben. Denn mit Ausnahme einer gedruckten Zeitschrift und fallweise Aussendungen, die in der heimischen Presse kaum zitiert werden, beschränken sich die Mitteilungen größeren Stils darauf, von Ministertreffen — wenn diese zufälligerweise in Wien stattfinden — Berichte zu bringen. Was die Auslandsinvestitionen anbetrifft, hat Österreich mit insgesamt 9,5 Millionen Dollar einen relativ geringen Anteil im Vergleich zu seinen übrigen EFTA-Partnern. Nur Norwegen und Portugal mit 0,2 Millionen beziehungsweise 0,1 Millionen Dollar liegen hinter Österreich. Eindeutig führt Großbritannien mit 2867,2 Millionen Dollar vor Schweden (312 Millionen), Dänemark (29,8 Millionen) und Finnland (13,8 Millionen Dollar). Interessant ist, daß bei den Nettodirektinvestitionen Österreich nach wie vor am stärksten in EWG-Staaten investiert. Bei den ausländischen Direktinvestitionen in EFTA-Staaten in der Zeit von 1962 bis 1965 liegt Österreich im Mitteileid, wobei überraschenderweise hier die EFTA-Staaten schon stärker investieren als die EWG-Staaten. Es zeigt sich auf jeden Fall aber deutlich, daß die Anteilsquote der EFTA sowohl bei Importen als auch bei Exporten Österreichs im Zunehmen sind.

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