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Echte Partnerschaft statt „Rosinen“

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• Die EWG hat wirtschaftlich einen so achtunggebietenden Erfolgsausweis zu präsentieren, daß mit ihr als Wirtschaftsmacht sehr ernsthaft gerechnet werden und Sorge getragen werden muß, daß nicht die schweizerische Wirtschaft die Rechnung einer allzu zaghaften Integrationspolitik zu zahlen hat.

• Die Ernsthaftigkeit der britischen EWG-Initiative, verbunden mit der britischen Treue zu ihren EFTA-Ver-bündeten, läßt der Entwicklung der EWG zuversichtlicher entgegensehen und hat, zusammen mit der Aussicht auf einen Anschluß Skandinaviens an die EWG, der Angst vor einer christlichdemokratisch dominierten EWG den Boden entzogen.

• Die gute Aufnahme der schweizerischen Delegation'anläßlich der An-', hörung des Schweizer Standpunktes am

24. September in Brüssel hat die Schweizer angenehm überrascht. Ebenso angenehm vermerkte man, daß in den letzten Wochen prominente EWG-Vertreter, wie der Vizepräsident der EWG-Kommission, Jean Rey, anläßlich öffentlicher Aussprachen in der Schweiz echtes Verständnis für den Standpunkt der Neutralen bezeugten. Rey versicherte, die EWG-Kommission gebe sich heute Rechenschaft darüber, daß die Eingliederung der Neutralen in den Gemeinsamen Markt eine Stärkung Europas bedeute. Die Neutralität sei kein entscheidendes Problem; schwierig werde es dagegen sein, einen Ausgleich zu finden zwischen dem Anspruch von Staaten, wie der Schweiz, die ihre Autonomie wahren möchten, und der Tatsache, daß das Exekutivorgan dgr 'EWG gewisse Kompetenzen' habe und sie auch gegen die Mitgliedregierungen ausübe. Ein zweites, nicht minder schweres Problem stelle das Kündigungsrecht dar, das die Schweiz auch in Friedenszeiten beanspruchen will. Trotz dieser keineswegs zu unterschätzenden Hürden glaube aber die EWG-Kommission an ein gutes Ende der. Assoziationsverhandlungen.

Soviel ist heute sicher: beide Teile müssen einander entgegengehen, soll eine Assoziation Realität werden. Erfreulicherweise hat die EWG der berüchtigten „R o s i n e n t h e o r i e“, nach welcher die Neutralen nur Vorteile, aber keine Verpflichtungen übernehmen würden, abgeschworen. Sie sieht heute ein, daß man in Wien, Bern und Stockholm von der EWG nicht nur nehmen will, sondern willens ist, für sie Positives beizutragen. Damit ist ein Haupthindernis für ein fruchtbares Gespräch weggeräumt. Die großen Fragen aber bleiben nach wie vor offen. Darüber gibt man sich in der Schweiz ganz unsentimental Rechenschaft. Die direkte Demokratie, der Föderalismus, die Heterogenität der schweizerischen Eidgenossenschaft türmen vor einer schweizerischen Assoziation zusätzlich zu den neutralitätspolitischen Problemen, die Helvetien mit seinen österreichischen und schwedischen Weggefährten gemeinsam hat, Hürden und Schwierigkeiten auf, die den Eidgenossen auch dann noch zu schaffen machen werden, wenn einmal die neutralitätsrechtlichen und -politischen Knacknüsse der Assoziation geöffnet sein werden. Helvetien wird also, weil ihm im Grunde gar keine bessere Wahl bleibt, in seiner Integrationspolitik weiterhin nach den Regeln des „Eile mit Weile“ handeln, um jeweils im rechten Moment für Entscheide und Initiative bereit zu sein, ohne indessen sich aus dem Konzept bringen zu lassen, falls der „Nervenkrieg“, der von der EWG in der Auseinandersetzung mit der EFTA zeitweise geführt wurde, erneut ausbrechen sollte.' rrsnuü-rag rbiltaöx ittr isII-iwrb^M

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