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Die linke Konservativen
Ganz anders ist die von Peter Walker, dem konservativen Abgeordneten für Worcester, geführte Gruppe. Walkers Karriere könnte jedes Lesebuch zieren. Innerhalb von 30 Lebensjahren hat er es vom Zeitungsausträger zum Pfundmillionär gebracht: mit 27 Jahren Vorsitzender der Anti-Labour-Liga, mit 28 Vorsitzender der jungen Konservativen, mit 29 Parlamentsmitglied. Die Reise, die er für Vorträge gegen die EWG nach Kanada, Australien und Neuseeland angetreten hat, hängt vielleicht mit der Tatsache zusammen, daß England in die Commonwealth-Länder dreimal soviel exportiert wie in die EWG. Walker äußerte in diesem Zusammenhang den gewiß originellen Gedanken, daß die ärgste Auswirkung eines englischen Beitritts zur EWG die Zerschlagung des indischen Fünfjahrplans sein würde, von dem die Stabilität weiter Gebiete abhänge.
Wie wichtig es für die Commonwealth-Länder selbst ist, den großten Kunden ihrer Landwirtschaft nicht an Frankreich und Holland zu verlieren, erhellt aus der Tatsache, daß alle Labour-Parteien dieses Gebiets scharf gegen die EWG sind, während die Haltung der englischen Labour Party zwiespältig ist, und ihr Vorsitzender, Gaitskell, sich seine Stellungnahme im wesentlichen so lange vorbehalten will, bis die genauen Eintrittsbedingungen vorliegen.
Am Beispiel Indiens will man übrigens zeigen, daß der protektionistisch-merkantilistische Charakter des EWG-Außenhandels sich selbst ad absurdum zu führen droht. Der gegenwärtige Export der EWG nach Indien ist gegenwärtig dreimal so groß wie der Import. Man würde glauben, das genügt bei einem Land, das darauf angewiesen ist, Investitionsgüter mit Waren zu bezahlen. Aber es besteht kein Zweifel, daß die EWG die Absicht hat, ihren vollen und fast tödlichen Zollsatz gerade gegenüber den Waren anzuwenden, an deren Export den Indern am meisten liegt, und daß der indische Export überhaupt in dieser Richtung stark fallen wird. Es ist zweifelhaft, ob sich die EWG-Exporte nach Indien in dem Klima werden halten können, das sich zwischen Brüssel und Delhi bildet. Mehr noch: Während die indischen Exporte nach dem Westen schon jetzt stagnieren, steigt der Handel Indiens mit den Comecon-Ländern rapid, weil die Verrechnung im Rahmen der sogenannten „Rupien-Konten“ den Indern die volle Möglichkeit einer Bezahlung mit Waren bietet.
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