Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Exklusiv oder „offene Tür”?
Der „Brathühnerkrieg” eröffnet jedoch bedenkliche Perspektiven. Natürlich ist die EWG an Zollreduktionen der Vereinigten Staaten ungewöhnlich stark interessiert, aber trotzdem keinesfalls gewillt, die stellenweise sogar erhöhten Zollsätze ihres neuen Außentarifs zu ermäßigen. Angesichts der starren Haltung Brüssels wird befürchtet, daß die Kennedy-Runde des GATT noch auf manche Hindernisse stößt: denn die Prinzipien der Handelsfreiheit und des Protektionismus sind nicht zu vereinigen. Rund um Unterstaatssekretär George Ball, der noch vor zwei Jahren in Washington als Fürsprecher der EWG auftreten konnte, ist es auch merkwürdig still geworden. Anderseits bekundet Frankreich gegenwärtig kein Interesse an der Entwicklung der atlantischen Gemeinschaft und wiederholte sein Ultimatum, alle akuten Agrarfragen — Rindfleisch, Reis und Molkereiprodukte — müßten bis Ende Dezember endgültig gelöst sein, damit sie noch vor der GATT-Konferenz in Kraft trten könnten, womit die Agrarpolitik der EWG auf das engste mit der Liberalisierung im atlantischen Raum verknüpft wurde.
Brüssel rechnet daher mit neuen „Marathonkonferenzen” im Dezember und Jänner.
Somit ist die EWG auch nach der endlich gelungenen Beilegung des französisch-italienischen Konfliktes wegen der Kühlschränke ständig mit dem Ausgleich ihrer inneren Interessengegensätze beschäftigt. Die periodisch wiederholte Erklärung, die inneren Probleme genießen zur Zeit den absoluten Vorrang, besteht durchaus zu Recht.
Letzten Endes handelt es sich eben um die alte Streitfrage: Ist die EWG eine exklusive Zollunion oder bekennt sie sich schließlich doch zur „Politik der offenen Tür”?
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!