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Kleider, Kautschuk, Kohle

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Für Österreich ist der Osthandel schon deshalb von größter Wichtigkeit, weil er im Gegensatz zu manchen anderen Staaten und Ländergruppen einen Exportüberschuß aufweist, der allein von Jänner bis Juni mit 460,6 Millionen Schilling erheblich größer war als in der gleichen Zeitspanne des Vorjahres. Trotz allen Schwierigkeiten sind die Importe um drei Prozent, dagegen die Exporte um sieben Prozent gestiegen. Exportüberschüsse brachten Rußland, Ungarn und Bulgarien, in einem kleineren Umfang sogar Rumänien und Ostdeutschland. Der Warenverkehr mit der Tschechoslowakei befand sich nahezu im Gleichgewicht, ergab jedoch mit Polen ein Defizit. Ausgesprochen rückläufig waren die Importe aus Rußland und der Güteraustausch mit Rumänien. Die höchsten Zunahmen erzielten die Importe aus Ungarn und Bulgarien, aber auch die Exporte nach Ostdeutschland und der Tschechoslowakei. Bei einer günstigen Verteilung der Warengruppen findet ein Handel mit sieben Staaten stets einen Ausgleich. Wesentlich blieb natürlich die allgemeine Aufwärtsbewegung.

Da sich im Gefolge des Staatsoberhauptes der Sowjetunion auch der stellvertretende Ministerpräsident Tichonow und der stellvertretende Außenminister Kuznew befinden vor allem jedoch der stellvertretende Minister für den Außenhandel M. R. Kusmin, dürften bei den zahlreichen Zusammenkünften russischer und österreichischer Politiker auch die Probleme des Osthandels zur Diskussion stehen, besonders der Warenverkehr Österreichs mit der Sowjetunion. Der Güteraustausch mit dem Ostblock entwickelte sich bisher günstig, weil trotz mancher Stok- kungen doch auf beiden Seiten der Wille vorgeherrscht hatte, an den Prinzipien einer Erhöhung des Volumens in Etappen und einer systematischen Erweiterung der Warenskala festzuhalten.

Analyse der Warenordnung

Obwohl die Importe aus Osteuropa (Tabelle A) nur um drei Prozent zugenommen hatten, zeigte die Warenordnung bei stabilen Bezügen von Steinkohle doch alle Merkmale eines tiefgehenden Strukturwandels. Rückfälle beklagten Getreide (— 41 Prozent), Erze und Schrott (— 13 Prozent), Holz (— 32 Prozent), Fleisch und Fleischwaren (— 46 Prozent), denen sich in den unteren Rängen, allerdings in einem kleineren Umfang, auch Tabak, Baumwolle, NE-Metalle, Automobile und natürliche Düngemittel anschlossen. Trotzdem stan-

den noch immer an der Spitze: Ungarn bei Fleisch, Bulgarien bei Tabak, Polen bei Steinkohle, die Tschechoslowakei bei Automobilen und Ostdeutschland bei natürlichen rohen Kalisalzen, Rumänien bei Mais und Schleifholz, die Sowjetunion bei Erzen und Baumwolle. Anderseits erzielten außerordentliche Erhöhungen Rohöl (+ 68 Prozent) und Erdölprodukte (-(- 36 Prozent), Koks, Eier und Pflanzenöl, ferner Obst und Gemüse aus Rumänien und Bulgarien, schließlich lebende Tiere, vor allem aus Ungarn und Bulgarien. Bei Maschinen konnte Ostdeutschland die Tschechoslowakei weitaus überflügeln.

Weniger stürmisch gestaltete sich die Entwicklung auf der Exportseite (Tabelle B), weil Maschinen und elektrische Apparate erfreulicher weise eine bemerkenswerte Stabilität bewiesen. Der Rückfall bei Eisen und Stahl (— 6 Prozent), verursacht durch Polen, Rußland und Rumänien, wurde durch Fortschritte in Bulgarien und der Tschechoslowakei gemildert. Rückgänge verzeichneten ferner Zellulose, NE-Metalle und Wasserfahrzeuge, kaum merklich auch Holz, Magnesit, Trockenmilch und Erdölprodukte. Die höchsten Zuwachsraten erzielten Kunstfasern und Textilien, Leder,

Schuhe und Kleidung, Farben, Kunststoffe und Chemikalien, Holz-,

Metall- und Kautschukwaren, schließlich Papier, Pappe und I

Papierwaren (- 24 Prozent).

fälle erfuhren teilweise einen Ausgleich durch starke Erhöhungen von Rohöl (+ 51 Prozent) und Steinkohle (+ 22 Prozent), aber auch bei Brechkoks, Pflanzenöl, Eisenerzen und chemischen Produkten. Rückgänge erlitten Eisen und Stahl (201,4 Millionen Schilling — 8 Prozent) und Maschinen (104,7 Millionen Schilling — 39 Prozent), daneben Metallwaren und Wasserfahrzeuge. Andererseits sind elektrische Apparate (4- 26 Prozent) an die zweite, chemische Produkte an die vierte Stelle vorgerückt, weil sich die Exporte von Farben und Kunststoffen verdoppeln konnten. Außerdem haben Leder, Papier, Furniere, Schuhwaren, Kunstfasern und Druk- kereierzeugnisse ausgezeichnet abgeschnitten, weit übertroffen noch durch Textilien, besonders Kammgarnen und Viskosekunstseidengarnen.

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