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Das Gespenst der Geldsorgen

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Der Kern der KP, der sich noch um den Parteiführer Hermansson schart, verlangt nun die Lösung der Zusammenarbeit mit dem „Sozialistischen Verband“, dem man das Verirren in eine verworrene pseudorevolutionäre Ideologie vorwirft. Man verlangt auch die Distanzierung vom eigenen Jugendverband (VUF), der durch seine Teilnahme an den Studentenunruhen viele brave Bürger zu Tode erschreckt hat. Und man sucht verzweifelt nach jenen Geldmitteln, die man durch die Mandatsverluste verloren hat (der schwedische Staat gewährt für jedes Mandat eine Parteienunterstützung von 60.000 sKr. jährlich!).

Im Sektor Presse schaut es mehr als deprimierend aus: Die kleine Tageszeitung „Norrskensflamman“ in Lulea wird vom linken Flügel beherrscht und lebt sozusagen von der Hand in den Mund. Die Wochenschrift „Tidsignal“ in Stockholm, die von einem Linkssozialisten geleitet wird, muß nun ohne Parteiunterstützung auskommen und ist täg- lieh von der Einstellung bedroht — man zählt gerade noch eine Aifflage von 8000 Exemplaren.

Schwerer als das alles wiegt möglicherweise der Schlag, der von Gewerkschaftsseite gekommen ist. Es gibt einige große Gewerkschaften, die bisher die KP finanziell und publizistisch stark unterstützt haben. Nun wendet sich jedoch sogar die Bauarbeitergewerkschaft, die bisherige stärkste Feste der KP, gegen Hermansson und seine Ge treuen. Der Chefredakteur der Gewerkschaft, Sven Landin, wirft der KP vor, daß sie die Forderung des Tages, die Erhaltung der Arbeiterregierung, nicht verstanden habe, obzwar dies auch der einfache Wähler verstanden hatte. Im sozialdemokratischen Lager sei es zu einer Radikalisierung und Vitalisierung gekommen, im KP-Lager nur zur Verwirrung. Ein guter Kommunist, so schreibt Landin, kann heute nicht an jener langen Wüstenwanderung teilnehmen, die Schwedens KP angetreten hat. Er kann nur ein parteipolitisch ungebundener Sozialist werden oder er müsse zur Sozialdemokratie gehen. Und in diesem Lager werde auch der allergrößte Teil der radikalen Linken in den nächsten Jahren zu finden sein!

Auch in Norwegen Gegenwind

Jene schwedischen Kommunisten, die nach Ermunterung suchende Blicke nach Finnland und Norwegen richten, können in beiden Himmelsrichtungen kaum etwas Erfreuliches entdecken.

Finnlands Volksdemokraten haben fünf Prozent der Wählerstimmen verloren und liegen nun zum erstenmal beträchtlich unter 20 Prozent der Gesamtwählerschaft. Die finnischen Simoniten (der frühere linke Flügel der Sozialdemokraten) müssen damit rechnen, daß sie aus eigener Kraft allein in der nächsten Wahl nicht mehr ins Parlament kommen werden. Seitdem die Sozialdemokratie in Koivisto einen nüchtern rechnenden und zielbewußt arbeitenden Führer erhalten hat, haben sich die Chancen dieser linkssozialistischen Gruppe ununterbrochen vermindert; die Zeit des Aufgehens in der Arbeiterpartei rückt näher.

Und in Norwegen wird das frühere Vorbild der schwedischen KP, die kleine Volkssozialistische Partei, von einer schweren inneren Krise geschüttelt. Vielleicht ist die tschechoslowakische Frage nicht der einzige Grund dieser Krise, doch sie war es jedenfalls, die alle Gegensätze zum Ausbruch kommen ließ.

Auch hier möchten die „radikalen Jungen“ gern die „konservativen Alten“ beseitigen und möchte die „konservative“ Parteiführung gern die allzu lauten jungen Radikalen los werden.

Mitten in diesem Streit hat der bisherige Führer der Partei und einer der zwei Abgeordneten der FS, Finn Gustavsen, erklärt, daß er in der nächstjährigen Parlamentswahl nicht mehr kandidieren wird. Im Hauptvorstand der Partei hat sich eine Mehrheit gegen den Partei vorsitzenden Knut Löfsnes gewandt, der (unterstützt von Gustavsen), einen Bruch mit dem Jugendverband gefordert hatte. Erst nach zwei Tagen heftiger Debatten konnte man sich darauf einigen, daß man auch weiterhin zum bisherigen Grundsatzprogramm der SF stehen will. Man hat alles noch einmal zusammengeleimt, doch Untersuchungen ergeben, daß die Partei seit dem 20. August zwischen 25 und 30 Prozent ihrer Anhänger verloren haben muß!

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