Farbenrausch der Sinne

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Das kaiserliche Wien lag ihm zu Füßen: Hans Makart, dem das Historische Museum der Stadt Wien derzeit ein große Ausstellung in der Hermesvilla widmet.

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Das kaiserliche Wien lag ihm zu Füßen: Hans Makart, dem das Historische Museum der Stadt Wien derzeit ein große Ausstellung in der Hermesvilla widmet.

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Es ist eine wahre Götterlust, auf so großer Leinwand herumschmieren zu können, ich werde nichts Kleines mehr zu malen", sagte Hans Makart, der Farben pfundweise bestellte und das gründerzeitliche Wien mit einem einzigartigen Rausch der Sinne ansteckte. Klein von Wuchs und extrem schüchtern, schuf der Maler mit ungeheurem Fleiß monumentale Werke, die wie keine anderen dazu geschaffen waren, die prunkvoll errichteten Ringstraßenbauten im Inneren glamourös auszustatten. Seine "Sensationsbilder" hatten dieselbe Massenwirkung wie später die Erfindung des Cinemascope.

Die "Diana" erreichte das Riesenformat von viereinhalb mal fast zehn Metern Fläche, sie bereiste Berlin, Köln, Nürnberg, Newcastle und Kopenhagen. Das 1873 fertig gestellte Bild "Venedig huldigt Catarina Cornaro" wurde zum Publikumserfolg, tausende pilgerten ins Künstlerhaus, sie brachte 38.000 Gulden Einnahmen. Makart überließ nichts dem Zufall: er zeigte sein mit vier mal zehneinhalb Metern Fläche größtes Werk in einem mit schwarzem Stoff dramatisch verkleideten Raum. Für das Auge gibt es darauf viel zu sehen: gekonnt komponiert, mit Licht und Schatten in Szene gesetzt, schenkt eine huldvolle Catarina vor purpurnem Baldachin einer bunt kostümierten Vielfalt von Figuren ihre Aufmerksamkeit. Das Bild reiste bis nach Philadelphia.

Makart, dem derzeit eine große Ausstellung in der Wiener Hermesvilla gewidmet ist, hatte einen großen Hang zum Theatralischen, inszenierte sich selbst als Gesamtkunstwerk und seine Bilder als sinnlich schillernde, opulente Ausstattungsorgien, die vor allem der weiblichen Schönheit huldigen. Zur Vollendung der "Catarina" lud er zum großen Kostümfest, bei dem sich die Gäste aus seinem reichen Fundus einkleiden durften. Fotografien seines Ateliers machten die Runde, es wurde in seiner opulent wuchernden Ausstattung zum gesellschaftlichen Zentrum und zur vielgepriesenen Sehenswürdigkeit. Anselm Feuerbach bezeichnete es zwar als "asiatische Trödelbude", selbst die von Makart begeisterte Cosima Wagner charakterisiert es im Tagebuch als "sublime Rumpelkammer", doch Kaiserin Elisabeth kam als Gast ins Atelier, Kaiser Franz Joseph I. erkor Makart zu seinem Lieblingsmaler. Zeitgenosse Alfred Lichtwark bemerkte die Genesis eines Booms, der im Kultobjekt "Makartbouquet" aus trockenen Gräsern, Palmblättern, Disteln, Federn, exotischen Schmetterlingen und anderem den deutschen Raum erfasste. "Die Palmwälder Afrikas reichten nicht mehr für den Bedarf. Große Fabriken sorgten dafür, dass man das Makartbouquet in allen Formaten fertig kaufen konnte."

Die gesamte bürgerlich-aristokratische Damenwelt ließ sich von ihm porträtieren. Von Makarts Blick geadelt, wird das hell schillernde Rückendekollete einer Dame mit Federhut zum dominierenden Blickfang eines höchst ungewöhnlichen Porträts, das das Gesicht der Dargestellten beschattet im verlorenen Profil äußerst peripher behandelt. Genauso, wie er sich selbst inszenierte, stellte er seine Damen in großartigen Roben und aufwendigen Kostümen dar. Franziska Charlemont wird so zur Femme fatale dramatisiert, Zerline Gabillon oder Dora Fournier-Gabillon hingegen lassen durch die Roben hinweg Natürlichkeit durchschimmern. Bei Kritikern kamen die Porträts, die die Inszenierung der Oberflächen über die Darstellung des beseelten Gesichts stellt, schlecht an. Die Frauen aber standen bei Makart Schlange, um in idealisierter Schönheit dargestellt zu werden.

Neben Porträts, großformatigen Allegorien, der malerischen Innenausstattung von Porträts, einem Deckenbild zum "Ring der Nibelungen" widmete sich Makart auch der orientalischen Schönheit. Wieder erkannte er den Puls der Zeit wie kaum ein anderer: Nubische Frauen mit samtschwarzen Augen, und vollen Lippen schuf er in Kairo, "Der Tod der Kleopatra" zeigt eine Frau mit makellos weißer Haut, eine dunkelhäutige Dienerin mit dekorativen Tatoos um die Brustwarzen und am Unterarm liegt malerisch im Schatten vor der sterbenden Königin hingestreckt.

Höhepunkt in Makarts Karriere was die Planung des Festzuges über den neuen Ringstraßenboulevard aus Anlass der silbernen Hochzeit von Kaiser Franz Josef I. mit Elisabeth. Müller, Fleischhauer, Glaser, Goldschmiede, Vertreter von Eisenbahn und Dampfschiffahrt - alles, was die Donaumonarchie an Handwerk, Industrie und Bürgertum zu bieten hatte, kleidete Makart in Kostüme ein. 14.000 Teilnehmer und 29 Festwägen paradierten malerisch mit Fahnen, Standarten, Instrumenten, Getier, Blumenschmuck und ähnlichem als lebendes Gesamtkunstwerk nach Makarts Vorstellungen am 27. April 1879 über den Ring. Noch bevor er Kaiserin Elisabeths Schlafzimmer in der Hermesvilla nach seinen Entwürfen ausführen konnte, starb er 44-jährig. Um seine unmündigen Kinder und seine mittellose Mutter zu erhalten, wurde das gesamte Inventar versteigert: 1.083 Lose.

Ludwig Hevesi schrieb ihm einen einmaligen Nachruf: "Durch sein ganzes All strömte ein einziger, einheitlicher Strom von Farbigkeit, als sichtbare Leidenschaft, als optische Lustempfindung. Und was sich in diesen Strom tauchte, nahm alles eine Farbe an, eine überaus vielfarbige Farbe, die Makartfarbe. Er kostümierte das ganze Leben als Märchen, Wien als Bagdad; so lange er lebte, sollte das Jahr 365 Tage und 1001 Nächte haben. Makart war der suggestivste Maler, den unser deutsches Jahrhundert gesehen. Nur er hat eine wirkliche Epoche gemacht, die ,Makartzeit'."

Bis 4. März 2001 Lainzer Tiergarten, 1130 Wien

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