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Friderike Zweig erzahlt

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SPIEGELUNGEN DES LEBENS. Von Friderike Maria Zweig. Hans-Deutsch-Verlag Wien-Stuttgart-Basel, 1964. 285 Seiten, 24 Bildtafeln. Preis 140 S.

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SPIEGELUNGEN DES LEBENS. Von Friderike Maria Zweig. Hans-Deutsch-Verlag Wien-Stuttgart-Basel, 1964. 285 Seiten, 24 Bildtafeln. Preis 140 S.

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Die erste Gattin Stefan Zweigs, Verfasserin von Romanen, Essays, Biographien, auch Übersetzerin, hat über ihr Leben mit dem Dichter schon einige Bücher publiziert. Dieses neue Werk stellt eine beachtliche Ergänzung dazu dar. Wenn auch hier, wie natürlich, Stefan Zweig im Mittelpunkt steht, so wird doch vor allem der Lebensweg der heute hochbetagten Autorin mit seinen vielen lichten und dunklen Abschnitten, Beglückungen und harten Prüfungen geschildert. Als Gefährtin eines Schriftstellers von europäischer Geltung, eines humanen Kosmopoliten, der in der „Welt von Gestern“, die er so eindrucksvoll dargestellt hat, geistig verwurzelt war, nahm sie teil an seinen weitgespannten freundschaftlichen Beziehungen und an seinem vielseitigen Schaffen. Sie hat die letzten Jahrzehnte der alten österreichisch-ungarischen Monarchie und den entscheidenden Einschnitt des ersten Weltkrieges erlebt und war frühzeitig literarisch tätig. Eine für sie schicksalhafte Zeit hält das Tagebuch von 1917 fest. Mit Stefan Zweig schloß sie ihre zweite Ehe. Im Dienste der Völkerverständigung arbeitete sie in internationalen Organisationen, wie es dem Zug ihres Wesens zum Helfen und Venmitteln entsprach. In Zweigs Haus am Kapu-zinerberg in Salzburg, einem Zentrum europäischer Geistigkeit, waren viele Träger berühmter Namen aus der Welt der Literatur und der Kunst zu Gast. Nur einige aus der langen Reihe von Persönlichkeiten, die Friderike Zweig gekannt hat: Romain Rolland, Albert Einstein, Maxim Gorki, Albert Schweitzer, Gerhart Hauptmann, Josef Roth, Alexander Moissi, Emil Jannings, Bruno Walter, Frieda Richard, Julien Cain. Von ihnen allen erzählt sie sehr plastisch und bringt so manche Einzelheiten, die nicht nur zur Charakteristik dieser Personen dienen, sondern auch den Zeithintergrund als Streiflichter erhellen.

Auf die Jahre des Glanzes folgten die Trennung von Stefan Zweig, der politische Umbruch, die Emigration, die Kriegsjahre und schließlich die Niederlassung in Stamford, Connecticut, USA, wo Friderike Zweig heute noch lebt.

Das Buch ist weniger eine systematisch und lückenlos angelegte Selbstbiographie als eine Folge von Erinnerungsbildern. Im letzten Teil finden sich Briefe von Zuckmayer, Thomas Mann, Martha Freud,Osokor, Carossa sowie ein Radiointerview durch J. Urzidil als Bezeugungen der freundschaftlichen Gesinnung für die Verfasserin. Sympathisch berührt den Leser, daß hier, zum Unterschied von so manchen anderen Memoiren, Privates mit nobler Zurückhaltung behandelt wird und eine weise Gelassenheit den Ton bestimmt.

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