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Leben ohne Story

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Unter dem ungeschickt gewählten deutschen Titel „Verliebt in scharfe Kurven“ läuft derzeit der italienische Streifen „II sorpasso“, ein Stück echtes italienisches Leben, ohne konstruierte Story, zwei Tage „Alltag“ eines leichtsinnigen Mannes von ungebärdige* Lebenslust, der nur dem Augenblick lebt, ihn genießt und vergißt und in froher Erwartung dem nächsten Augenblick entgegentaumelt. Der stets auf der Flucht ist vor einer nüchtern gesehenen Wirklichkeit und der Erkenntnis, wie sinnlos eigentlich so ein Leben ist, der den unheimlichen Hintergrund nicht sehen will, der voll von Schatten des ewigen Vergehens ist. Lange verschließt er sich solchen Gedanken, will sie nicht wahrhaben, bis er blutend am Straßenrand steht und sein geliebter Rennwagen unten an der Felsenküste zerschellt. Da werden die ewig übermütig lachenden Augen plötzlich groß und ernst. Vittorio Gassmann erhielt zu Recht für seine grandiose Interpretation dieser Rolle viele Preise. Jede Geste, jedes Wort, jeder Übermut isKI ecjjhl-CejlcFilra jttMJefcr *fc jf4e „Story“, die Begebenheiten und Ereignisse werden gleichsam von der Straße aufgelesen, so wie sie sich eben darbieten, scheinbar ohne Konzept und Plan, ganz dem Zufall überlassen, aber gerade das ergibt ein echtes Bild des Lebens, in dem immer Lachen und Heiterkeit, Glück und Freude jäh mit Enttäuschung und Verzweiflung wechseln — und als dessen Schlußpunkt immer der Tod steht.

„Festival der Heilerkeit“ nennt sich die 4. Viennale, die der Verband der österreichischen Filmjournalisten in der F1PRESC1 in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Wien vom 5. bis zum 13. März 1964 in Wien veranstaltet.

Die Premiere eines Filmes findet jeweils um 20.30 Uhr im Künstlerhaus statt; ihr folgen am nächsten Tag, zumeist um 15 und 17.30 Uhr, zwei Wiederholungen. Es steuern bei: Frankreich die Komödie „Le Soupirant“, Großbritannien „Tom Jones“, Japan „Samma no Aji“ (Ein Herbsttag), Italien „11 Diavolo“ (Amore in Stockholm), noch einmal Frankreich „Bonbons mit Pfeffer“, Niederlande „Fanfare“, Tschechoslowakei „Kral Kralu“ (Genosse Sultan), Spanien „El Verdugo“ (Der Henker), Sowjetunion „Abschied von den Tauben“ und nochmals Italien „1 Basiiischi“.

Zwei Informativvorstellungen am Samstag und Sonntag, 14. und 15. März, um 10.30 Uhr im Künstlerhaus bringen die tschechosloivakischen Filme „Ein Sack voll Flöhe“ und „Von etwas anderem“; am Sonntag, 15. März, um 10.30 Uhr im Mittleren Saal der Urania als weitere Informativvorstellung die jugoslawische Filmkomödie „Die Männer“.

Im Mittleren Saal der Wiener Urania findet gleichzeitig vom Freitag, 6. März, bis Freitag, 13. März, jeweils um 16, 18 und 20 Uhr, zum Teil auch nur 16 oder 18.20 Uhr, eine Retrospektive statt, deren Programm noch nicht endgültig feststeht. Bis jetzt sind vorgesehen: „Die Koffer des Herrn 0. F.“ (Deutschland), „Mr. Deeds Goes to Town“ (USA), „Der letzte Milliardär“ (Frankreich), „Herr einer Nacht“ (Japan), „Roman eines Schwindlers“ (Frankreich), „Ein idealer Gatte“ (Großbritannien), „Roma — cittä libera“ (Italien), „Simon, der Einäugige“ (Brasilien), „Fröhliche Burschen“ (Sowjetunion) und „Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz“ (Mexiko).

Ihren persönlichen Besuch haben angekündigt: außer Etaix Henri Langlois von der Cinematheque noch Regisseur Martin Fric und Jirina Bohdalova („Genosse Sultan“), Lina Wertmüller, Regis-teurin von ,J Basiiischi“, und andere.

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