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Achtung: Alarm!
Zum erstenmal im deutschen Sprachraum ist jetzt in Wien eine ernstzunehmende Erhebung zum Fernsehkonsum unserer Schulkinder durchgeführt worden: Das Seminar für Fernsehpädagogik am Pädagogischen Institut der Stadt Wien hat 755 Knaben und 642 Mädchen, das sind zehn Prozent aller Schüler der 6. Stufe in Wiens öffentlichen Haupt- (erster und zweiter Zug) und Mittelschulen befragt. Das Ergebnis ist alarmierend.
86,7 Prozent der Schüler sehen überhaupt fern, 55,07 Prozent mindestens ein- bis zweimal in der Woche. Knaben sind eifrigere Fernseher als Mädchen (89:83 Prozent). Im Besitz von Fernsehgeräten ließ sich beim Vergleich der Familien von Mittel-und Hauptschülern kein Unterschied nachweisen — das heißt unter anderem auch: In Arbeiterfamilien gibt es prozentuell gleich viele Fernsehapparate wie in „Bürgerkreisen“, also fällt hier das angebliche Bildungsprivileg höherer Schichten weg.
Von den Kindern mit Hausgeräten sitzen nicht weniger als 48 Prozent fast täglich vor dem Apparat, 21 Prozent drei- bis fünfmal wöchentlich, 16 Prozent ein- bis zweimal und
15 Prozent selten. Aber auch noch vor Fremdgeräten sitzen 17,33 Prozent fast täglich, 7,09 Prozent drei- bis fünfmal wöchentlich, 9,38 Prozent ein-bis zweimal wöchentlich und 6,38 Prozent fallweise. Während im Ausmaß des Fernsehkonsums kein wesentlicher Unterschied zwischen Mittel- und Hauptschülern besteht, ergibt sich bei der Auswahl des Programms ganz natürlich eine Art Intelligenzgefälle. Schlechtere Schulleistungen durch Fernsehen allein konnten vorläufig nicht eindeutig nachgewiesen werden — hier spielen nach Ansicht der Erheber doch immer mehrere Einflüsse zugleich mit. Dies widerspricht allerdings amerikanischen Erfahrungen und Bedenken, die besonders von Ärzten erhoben worden sind.
Aus diesen Erhebungen lassen sich vielerlei Folgerungen ablesen. Die wichtigste ohne Zweifel ist: die enorme Verantwortung der Eltern, den Konsum am Fernsehen ihrer Kinder zu rationieren und strenger auszuwählen. Geschieht das nicht, so schlittert heute oder morgen unsere junge Generation in eine nervliche und geistige Katastrophe, deren Größe nicht abzusehen ist.
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