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Eine Woche Weitpolitik

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• Einen syrisch-jordanischen Krieg halten politische Beobachter nicht mehr für ausgeschlossen, nachdem es an der gemeinsamen Grenze beider Länder im Laufe der vergangenen Woche zu einem bedrohlichen militärischen Aufmarsch mit Truppen und Panzern gekommen ist. Mögliche Ursachen für das Entstehen dieses jüngsten Konfliktherdes in Nahost: Jordanien unterstützt nach Angaben aus Damaskus die Moslembrüderschaft in Syrien, die es auf den Sturz des Baath-Regimes um Staatspräsident Assad abgesehen hat; Assad, durch einen Freundschaftspakt mit dem Kreml seit kurzem engstens verbunden, will durch eine Machtdemonstration Jordaniens König Hussein von seiner eher amerikafreundlichen Haltung abbringen; Syrien, im irakisch-iranischen Krieg auf der Seite Teherans, versucht die irakische Front in der persischen ölpro-vinz Khusistan zu schwächen, was eintreten könnte, weil Bagdad dem jordanischen König im Falle einer militärischen Bedro-

- hung Hilfe versprochen hat.

• Senator Charles Percy, künftiger Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses des US-Senats, stieß bei seinem Moskau-Besuch in der vergangenen Woche auf eine ungewöhnliche Gesprächsbereitschaft der Kreml-Führung. Percy traf mit Staats- und Parteichef Breschnew, Verteidigungsminister Ustinow und Außenminister Gromyko zu Gesprächen zusammen. Das sowjetische Entgegenkommen wurde als Signal des guten Willens gegenüber der künftigen republikanischen Regierung in Washington gewertet. Und tatsächlich hat ja auch die sowjetische Propaganda gegenüber dem designierten amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan in letzter Zeit viel gemäßigtere Töne angeschlagen.

• In Polen ging das Kräftemessen zwischen der kommunistischen Staatsmacht und der Arbeiterschaft weiter. Unter Androhung eines Generalstreiks forderten die unabhängigen Gewerkschaften die Freilassung zweier verhafteter Drucker. Angesichts der allgemeinen Streikbereitschaft gaben die Generalstaatsanwaltschaft und Geheimpolizei nach und ließen die beiden Inhaftierten in der Nacht zum 27. 11. frei. Die unabhängigen Gewerkschaften sagten daraufhin den Streik ab, auch Betriebe, die sich bereits im Ausstand befanden, nahmen die Ar- ■■ beit am 28.11. wieder auf.

• Peres Esquivel, Architekt, Bildhauer, Universitätsprofessor, überzeugter Katholik und seit jüngst auch Friedensnobelpreisträger (der Preis wird ihm am 10. Dezember in Oslo überreicht werden), hielt sich vom 27.-29. 11. in Wien und Graz auf. Esquivel, Paradefigur des gewaltfreien Widerstandes in Lateinamerika, berichtete in Diskussionen und Pressekonferenzen über die Arbeit seines „Gewaltfreien Dienstes für Frieden und Gerechtigkeit", appellierte an die Industriestaaten, die Waffenlieferungen nach Lateinamerika einzustellen und rief zur internationalen Solidarität auf: „Für Lateinamerika ist die Befreiung nur mit internationaler Solidarität möglich ...

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