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Eine Woche Weltpolitik

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Die Rebellion der Arbeiter in den Städten der Ostseeküste löste bei einer Geheimsitzung des Zentralkomitees der polnischen Kommunisten am 24. August ein innerparteiliches Köpferollen ohne Beispiel aus. Für viele Beobachter überraschend war dabei die Ablöse des erst seit Februar im Amt befindlichen Premiers Edward Babiuch, dem der ehemalige Chef der Wirtschaftsplanung, Jozef Pinkowski, nachfolgt. Weitere Spitzenpolitiker, die über die Klinge springen mußten: der Chef der offiziellen Gewerkschaften, Jan Szydlak, der Tür Propaganda zuständige ZK-Sekretär Jerzy Lukasiewicz und der Chef der Planungskommission TadeuszWrazczyk.Inei-ner Fernsehansprache kündigte KP-Chef Edward Gierek eine moralische Erneuerung der gesamten Nation an, gleichzeitig versprach er Neuwahlen in den Gewerkschaften, bei denen geheim abgestimmt werden dürfe. *

Den polnischen Wirren fielen innerhalb einer Woche zwei west-östliche Gipfeltreffen zum Opfer. Anfang vergangener Woche war es der polnische KP-Chef Gierek, der seinen Besuch beim westdeutschen Regierungschef Helmut Schmidt aufgrund der Ereignisse in der Dan-ziger Bucht absagen mußte. Am 22. August war es dann Bundeskanzler Schmidt selber, der das für diese Woche geplante Treffen mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker in der Nähe von Berlin platzen ließ. Denn die jüngsten Ereignisse in Europa ließen eine Begegnung zum jetzigen Zeitpunkt nicht geeignet erscheinen. *

Die Verteidigungspolitik

rückt im amerikanischen Präsidenten-Wahlkampf immer mehr in den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen. Am 20. August warf der republikanische Präsidentschaftskandidat Ronald Reagan Präsident Carter vor, er habe die militärische Bereitschaft der USA so geschwächt, daß dies einer Gefährdung des Friedens gleichkomme. Carter und sein Verteidigungsminister Harold Brown konterten gegen den Vorwurf der Schwäche und führten die neue „Countervailing Strategy" (Gegengewichtsstrategie) ins Treffen. Sicherlich nicht von ungefähr wurde vergangene Woche ebenfalls bekannt, daß in den USA an der Entwicklung eines „unsichtbaren", das heißt „radarsicheren" Bombers gearbeitet werde.

Libanon war am vergangenen Wochenende wieder Schauplatz heftiger Kämpfe: Im Südlibanon lieferten sich israelische Streitkräfte und christliche libanesische Milizen einerseits sowie palästinensische Kampfeinheiten andererseits heftige Artillerieduelle. In der nördlich gelegenen Stadt Tripoli wiederum kam es zu Straßenschlachten zwischen verfeindeten linken Moslem-Gruppen, wobei 30 Menschen getötet wurden. Der Hintergrund dieser Zusammenstöße dürften vermutlich die verschärften syrisch-irakischen Rivalitäten sein. Die Beziehungen dieser beiden Staaten haben nämlich einen neuen Tiefpunkt erreicht, nachdem auf dem syrischen Botschaftsgelände in Bagdad Waffen und Sprengstoff gefunden wurden und der Irak deshalb syrische Diplomaten außer Landes verwies.

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