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Eine Woche Weltpolitik

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Die iranische Revolution frißt ihre Kinder - mehr als je zuvor. Hat sich der mörderische Fanatismus der islamischen Radikalen in den letzten Tagen und Wochen vor allem gegen die Anhänger des abgesetzten und untergetauchten Staatspräsidenten Bani-Sadr gerichtet, schlugen diese verfolgten Kreise nun mit voller Gewalt zurück: Am 29. Juni explodierte in der Zentrale der Islamisch-Republikanischen Partei (IRP) in Teheran eine Bombe, die 64 Todesopfer forderte, darunter auch den Obersten Richter des Landes, den Generalsekretär der IRP, Ayatollah Beheschti sowie zahlreiche Abgeordnete und führende Mitglieder der Partei. Ministerpräsident Radjai ordnete eine siebentägige Staatstrauer an. In Hinkunft soll noch mit weit größerer Härte gegen die Opposition vorgegangen werden. Das Land scnefnt unaufhaltsam einem Bürgerkrieg zuzutreiben.

• Lech Walesa, Führer der unabhängigen polnischen Gewerkschaft „Solidarität“, rief seine Landsleute während einer Gedenkfeier am 28. Juni aus Anlaß des 25. Jahrestages des Posener Arbeiteraufstandes zur Einigkeit auf. Walesa wörtlich: „Wir haben genug von der Konfrontation.“ Gleichzeitig wandte et sich vehement gegen den Vorwurf, die neue Arbeiterbewegung in Polen sei konterrevolutionär, und gegen Versuche, die Gewerkschaft „Solidarität“ zu spalten. Den Vorwurf der Konterrevolution bekamen in letzter Zeit nicht nur die unabhängigen Gewerkschafter Polens aus Moskau, Ostberlin und Prag zu hören, sondern auch die refor- merischen Kräfte innerhalb der polnischen KP. Indes schafften es die „Falken“ innerhalb der PVAP ohne Schwierigkeiten, die Hürde der Delegiertenwahlen für den kommenden außerordentlichen Parteitag zu nehmen.

• Italien hat seit dem 28. Juni die 41. Regierung der Nachkriegszeit. Das Ungewöhnliche dabei: Erstmals seit dem Dezember 1945 wird ein italienisches Kabinett nicht von einem christlich-demokratischen Ministerpräsidenten geführt, sondern von dem 56jährigen Republikaner Giovanni Spadolini. Der Florentiner Politiker führt eine Fünfer-Koalition aus Christlichen Demokraten, Sozialisten, Sozialdemokraten, Liberalen und Republikanern. Insgesamt 20 Ressorts in seinem Kabinett hat er neu besetzt, die Schlüsselministerien aber behielten fast ausnahmslos ihre bisherigen Leiter. Eine allzulange Lebensdauer wird der Regierung Spadolini von politischen Beobachtern in Rom jedoch nicht’prophezeit: Denn Italiens Christliche Demokraten brennen geradezu darauf, daß alsbald wieder einer der Ihren auf dem Sessel des Ministerpräsidenten sitzt.

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