6807485-1972_15_11.jpg
Digital In Arbeit

Großer Ballettabend

Werbung
Werbung
Werbung

Am Welttheatertag und anläßlich seines 100. Geburtstages gedachte man in der Staatsoper des unermüdlichen Anregers und Novators Serge de Diaghilew, der dreißig Jahre lang von Paris aus Ballettgeschichte gemacht und dieser Kunstform, indem er ihr neue Dimensionen erschloß, zu neuem Glanz verholten hat. Diaghilew gelang, wie keinem vorher, eine Synthese der Künste. — Die in der Staatsoper vorgeführten drei Ballette waren gut ausgewählt und charakterisierten die drei verschiedenen Richtungen, die das Repertoire der „Ballets Russes“ bestimmten:

„Les Sylphides“, ein Ballett blanc mit sieben Nummern nach Klavierstücken Chopins, ist eine Reminiszenz an das berühmte klassische Ballett „La Sylphide“ und wurde in dieser Form und in der Choreographie Fokines 1909 erstmalig in Paris gezeigt. Lilly Scheuermann, Liesl Maar, Susanne Kirnbauer und Michael Birkmeyer demonstrierten gemeinsam mit dem nur aus Tänzerinnen bestehenden Corps de ballet Präzision, Anmut und Schwerelosigkeit.

1919 fand, ausgeführt von den „Ballets Russes“, die Premiere von Manuel de Fallas „Der Dreispitz“ statt, zu dem Pablo Picasso die Dekorationen und Kostüme geschaffen hat. Sie sind ein kostbares Gut im Arsenal der Staatsoper, und man soll sie immer wieder zeigen, ebenso wie die exemplarische Choreographie Leonide Massines. Hier brillierten, tanzend und schauspielernd, die ihre Ausdrucksmittel und ihre Technik souverän beherrschende Christi Zimmerl als schöne Müllerin und Ludung M. Musil als Müller. Den Corregidor spielte Anton Hejna, den Dandy Herbert Nitsch.

Fast zehn Jahre später ist eines der Meisterwerke des modernen Balletts, ja der Tanzkunst überhaupt, entstanden: Igor Strawinskys „Apollon musagete“, zur vollen Zufriedenheit des sehr kritischen Komponisten von George Balanchine choreographiert. — In dieser Apotheose des klassischen Balletts glänzten, als Musen, Lilly Scheuermann, Gisela Cech und Susanne Kirnbauer. Star dieser Kreation und les ganzen Abends war Paolo Barto-luzzi, der seinen Ruf als „derzeit bester Tänzer der westlichen Welt“ l voll rechtfertigte: seine Technik, sein Ausdruck und seine raumfüllende 3 Persönlichkeit waren gleichermaßen l zu bewundern, und er und seine j Partnerinnen wurden auch entsprechend gefeiert.

Dirigent des Abends war Friedrich Pleyer, der seine Sache gut machte. Die Zuschauer im ausverkauften Haus erlebten einen großen Abend — und konnten edne weitere Stufe zum Aufstieg unseres Staatsopernballetts in die angestrebte Spitzenklasse registrieren.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung