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Gastspiel und Opernpremiere

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Das Gastspiel der „Ballets de l'Opera de Paris“ war — nach den „Sadler-Wells“ und der Gruppe von Rcland Petit — das dritte, welches wir während der letzten Jahre in Wien sehen konnten. Einer der drei Choreographen des ehemaligen .Ballet Russe“, das durch Diaghilew begründet worden war und Weltruf erlangte, ist Serge L i f a r. Heute arbeitet Lifar mit dem Opernballett und ist bestrebt, hier die Tradition Diaghilews weiterzuführen. In den vier Balletten, deren Choreographie er schuf, wird der Versuch gemacht, die virtuos-technische Form des klassischen russischen Balletts mit der Pantomime zu verbinden. Diese Mischform bietet die größten stilistischen Schwierigkeiten, und so kommt es denn auch zu einem Pyrrhussieg der perfekten Technik über den Ausdruck. Die Titel der drei mehr auf Handlung gestellten Ballette waren: „Les Mirages“ („Traumbilder“), „Guignol et Pandore“ und „Passion“. Wie seinerzeit Diaghilew hat Lifar eine Reihe begabter französischer Komponisten an der Hand. Henri Sauguet und Andre Jolivet schufen zu den ersten beiden Stücken sehr wirksame, prunkvolle Kompositionen, die vor allem mit impressionistischen Stilmitteln arbeiten und von denen die Suite zu dem Marionettenstück in die gefährliche Konkurrenznähe des „Petruschka“ von Strawinsky gerät. „Passion“ wurde nach einem Satz der d-moll-Symphonie von Cesar Franck getanzt, und für die „Suite en blanc“ benützte man die Musik zu dem Ballett „Namouna“ von Lalo. Diese „Suite in Weiß“ befriedigte am meisten, weil hier die außerordentlichen virtuosen Kapazitäten des Balletts am reinsten und glänzendsten zum Ausdruck kamen. Die Technik des klassischen Spitzentanzes, Pirouetten und Sprünge beherrscht jedes der etwa dreißig Mitglieder der Truppe bis zur Vollkommenheit. Nennen wir daher nur die Sterne erster Ordnung: die Damen Darsonval und Bardin, die Herren Renault und Bozzoni sowie das Trio des choreographischen Spieles „Leidenschaft“: Dayde — Duflot — Lemoine. Die Dekorationen waren einfach und zweckmäßig, die Kostüme ließen einiges von dem Prunk ahnen, wie Diaghilew ihn liebte. — Robert Blot dirigierte das Volksopernorchester. — Für unser Tanzpublikum mag es merkwürdig gewesen sein, zu sehen, wie sich an der Pariser Oper ein Stil erhalten hat, um dessen Auflockerung die Wiener Schule des Ausdruckstanzes etwa seit der Jahrhundertwende bemüht war.

„Martha“ statt „Mathis möchte man als Motto über die letzte Neuinszenierung der Staatsoper setzen ... „Pelleas“ und „Wozzek“, „Oedipus Rex“ und „Peter Grimes“ wurden uns versprochen; aber wer immer wiederkehrt — das ist „Martha“, die schon damals (1847), als sie ihren Siegeszug durch die Welt antrat, nicht mehr ganz jung war. Ihre musikalische Toilette war ä la mode, das heißt ä la Auber und Offenbach, und bis zum ersten Weltkrieg war sie auf den meisten Spielplänen unentbehrlich. Die Zwischenzeit überlebte sie als Potpourri, mit der „Letzten Rose“ als Kernstück, im Repertoire der Kur- und Salonorchester. Im Theater an der Wien taucht sie nunmehr in einer gefälligen Neuinszenierung O. F. Schuhs mit den Bühnenbildern R. Kautz-kys und in den Kostümen Caspar Nehers wieder auf. Von dem Quartett Wilma Lipp, Martha Rohs, Erich Kunz und Anton Dermota zeichneten sich vor allem die Trägerin der Titelpartie und Kunz als Lord Tristan aus. Die musikalische Leitung hatte Josef Krips.

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