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Wege tyrFreiheit
Unzählige Gesetze, die das Zusammenleben der Menschen heute regeln, werden selbstverständlich angenommen. Trotzdem sind viele Menschen voll Mißtrauen gegenüber moralischen Geboten. Sie haben Angst, daß solche Gebote zu sehr den Raum der Freiheit einschränken und die Hoffnung auf ein erfülltes und glückliches Leben vermindern.
Die ursprüngliche Intention des Dekalogs, der Zehn Worte, ist anders. Sie beginnen mit dem Hinweis auf das befreiende Wirken Gottes: ,J.ch bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat; aus dem Sklavenhaus“ Ex 20 J.
Die Gebote werden verstanden als Wegweisung in die Freiheit. Der von Gott aus der Knechtschaft befreite Mensch soll nicht der Anarchie verfallen, sich nicht selbst unter die Herrschaft neuer Götzen stellen.
Mit Recht gibt Adolf Exe-ler seinem Buch über die Zehn Gebote den Titel: In Gottes Freiheit leben. Er schreibt:
„Das Hauptthema aller zehn Gebote läßt sich wie folgt kennzeichnen: Sie laden die Glaubenden ein, mitzuwirken bei dem befreienden Wirken, das Gott selbst begonnen hat, damit alle Menschen als Ebenbilder Gottes ihr Recht erhalten und als freie Menschen leben können. Die Einzelgebote des Dekalogs schreiten beispielhaft jene Felder ab, auf denen die Befreiungsintention Gottes gefährdet ist, jene Felder, die besonders anfällig sind für den Rückfall in verschiedene Formen der Versklavung.“
Der von Gott befreite Mensch soll nicht nur selbst nicht in eine erneute Unfreiheit zurückkehren, sondern positiv an der Befreiung mitwirken. So gesehen stehen die Zehn Worte im Dienste der Freiheit.
In ähnlicher Weise sollen sie auch Wegweisung zu Glück und Leben sein. Diese ursprüngliche Intention der Gebote wird auch in der Schrift selbst eindeutig ausgesprochen: ,Jiiermit lege ich dir heute das Leben und Glück, den Tod und das Unglück vor. Wenn du auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst,... dann wirst du leben und zahlreich werden, und Gott der Herr, wird dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, segnen“ Dt 30,15-16.
Das Halten der Gebote ist verbunden mit der Verheißung von Leben, Heimat, Segen. Die Erfüllung dieser Verheißung ist nicht eine willkürliche Verfügung Gottes, sondern die Folge der rechten Entscheidung des Menschen. ,£,eben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben“ Dt 30J0.
Zweiter Teil einer Serie über die Lebensrelevanz der Zehn Gebote.
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