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Der Name Gottes

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Die Zehn Gebote beinhalten die fundamentalen Forderungen an den Menschen. Es ist überraschend, unter diesen Geboten das zweite zu finden: „JDu sollst den Namen Gottes nicht eitel nennen" — oder wie andere übersetzen: ihn „nicht veruneh-ren", ihn „nicht mißbrauchen". Ist dieses Gebot so wichtig, daß es unter den zehn zu stehen hat?

Der Name hatte im alten Orient eine weitaus größere Bedeutung als bei uns heute. Er steht für die Person selbst, die er bezeichnet, er drückt deren Wesen und Eigenart aus. Die Kenntnis des Namens bringt ferner eine gewisse Macht über den Namensträger.

Auch in unserer, ganz anderen, Zeit gibt es Situationen, Ereignisse, bei denen uns die Bedeutung des Namens bewußt werden kann. Wenn mein Name genannt wird, dann weiß ich, daß ich gemeint bin und kein anderer.

Das zweite Gebot hat zur Voraussetzung, daß auch Gott — das letzte und tiefste Geheimnis des Daseins — einen Namen hat. Im Hintergrund steht eine der wichtigsten und eindrucksvollsten Szenen der Bibel: die Selbstoffenbarung Gottes im brennenden Dornbusch. Moses bekommt den Auftrag, das Volk aus der Knechtschaft in Ägypten zu befreien. Moses will wissen, wer ihn sendet. Daraufhin offenbart Gott seinen Namen: Jahwe. Dieser Name ist eine Zusage und Verheißung. Er bedeutet: „Jch bin da".

E. Zenger übersetzt den Jahwenamen durch vier Umschreibungen, die sich gegenseitig ergänzen:

• „Jch bin so bei euch da, daß ihr fest mit mir rechnen könnt... (Zuverlässigkeit);

• ich bin so bei euch da, daß ihr mit mir rechnen müßt, wann und wie ich es will... (Unverfüg barkeit);

• ich bin so bei euch da, daß ihr allein mit mir rechnen müßt als dem, der euch rettend nahe sein kann... (Ausschließlichkeit);

• ich bin so bei euch, daß mein Nahe-sein keine örtlichen, institutionellen und zeitlichen Grenzen kennt... (Unbegrenztheit)" (zitiertin A. Exeler, In Gottes Freiheit leben, Herder).

Da nun der Gott der Juden nach christlicher Auffassung derselbe ist wie der Gott aller Menschen, kann man mit Recht sagen, daß durch das zweite Gebot nicht nur der Name Jahwe, sondern auch der Name „Gott" vor Mißbrauch geschützt werden soll. Der Mißbrauch des Namens Gott ist heute genauso gefährlich wie in vergangenen Zeiten. Es sei nur daran erinnert, wie oft Hitler den Namen Gott gebraucht hat, um sein Tun zu rechtfertigen.

Achter Teil einer Serie über die Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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