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Geheiligt werde...
Warum ist das Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht mißbrauchen, so wichtig, daß es in den Dekalog aufgenommen wurde? Wer den Namen Gottes mißbraucht, trifft Gott selbst. Er verletzt nicht nur die Ehrfurcht, er will eigenmächtig und eigensüchtig über Gott verfügen und ihn in den Dienst der eigenen Interessen stellen. Dadurch kommt Gott selbst in Verruf, wird das Gottesbild verdunkelt und für viele Menschen der Glaube an Gott erschwert.
Damit ist kurz zusammengefaßt, was durch das zweite Gebot verhindert werden soll. Man kann aber auch für dieses Gebot eine positive Formulierung finden, wie sie der alte holländische Katechismus für das erste gefunden hat (Du sollst den Herrn deinen Gott altein anbeten und ihn über alles lieben).
Das Grundanliegen des zweiten Gebotes ist ausgesprochen im Eröffnungswunsch des Vater unser: „Vater, geheiligt werde dein Name.“
Der bekannte Exeget Heinz Schürmann sieht in dieser Bitte das Hauptanliegen Jesu ausgesprochen, dem alles andere bei- oder unterzuordnen ist. ,X>er Wunsch, daß Gott groß und herrlich sei, ist hier allen Wünschen und Bitten vorgeordnet... Hier geht es ganz schlicht, aber doch mit unerhörter Eindringlichkeit nur um
Gott Jesu Engagement
gilt zuallererst Gott, wenn er sich für den Menschen engagiert und verausgabt... Dieses Uranliegen Jesu, das Gottsein Gottes zur Geltung zu bringen, beseelt also die Verkündigung wie auch die sittliche Forderung Jesu“ (Das Gebet des Herrn, 3329f).
Der Eröffnungswunsch im Vater unser ist kein Gebot, aber er verweist auf den geistigen Horizont, unter dem im Sinne des Evangeliums das zweite Gebot zu sehen ist. Der Wunsch: Vater, geheiligt werde dein Name, ist zugleich eine Bitte an Gott und an die Menschen: Gott soll seine Größe, seine Herrlichkeit, sein heil-schaffendes Wirken kundtun, damit seine Herrlichkeit und Liebe unter den Menschen sichtbar und erfahrbar wird. Und der Mensch soll die Unvergleichbarkeit und Transzendenz Gottes anerkennen und ihm die gebührende Ehrfurcht und Ehre schenken.
Die Bitte: Vater, geheiligt werde dein Name, ist gegenwärtig wohl kaum das Hauptanliegen vieler Christen.
In unserer säkularisierten Welt wird das Wort Gott möglichst vermieden; umso dringender die Bitte: „Vater, verherrliche deinen Namen“ (Joh 1228). Nur wo Gottes Herrlichkeit“ sich zeigt, kann der Mensch den Namen Gottes heiligen.
Zehnter Teil einer Serie über die Lebensrelevanz der Zehn Gebote.
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