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Das erste Gebot

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Der Text der Zehn Gebote hat einmal zum Grundwissen jedes Christen gehört. Wer kennt heute das erste Gebot?

Im Katechismus, den die Älteren noch gelernt haben, hieß der Text des ersten Gebotes vereinfacht und nicht ganz sachgerecht ,JDu sollst an einen Gott glauben“.

Der volle biblische Text aber lautet in der Fassung des Buches Exodus: ,Jch bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat; aus dem Sklavenhause. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas vom Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen,, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld“ Exodus 20J-6.

Dieser Text erscheint wohl den meisten fremdartig. Er ist voll Widerspruch. Er spricht von Gott, der liebt und rettet, und von Gott, der die Schuld verfolgt bis in die vierte Generation. Er spricht von Göttern und Götterbildern, die aufs erste mit unserer Lebenswelt kaum etwas zu tun haben.

Und trotzdem ist dieses Gebot nicht nur der Zählung, sondern auch der Bedeutung nach das erste und damit das wichtigste Gebot.

Es ist zugleich Fundament und Ursache der wechselhaften und dramatischen Geschichte des Volkes Israel. Nicht nur der Einzelne, sondern das ganze Volk ist ständig in Versuchung, den sehr vergeistigten Gott Jahwe zu verlassen und sich den erdgebundenen Göttern der anderen Völker zuzuwenden.

Aber welche Bedeutung hat dieses Gebot für uns? Das erste Gebot hat eine Voraussetzung, die heute für viele nicht gegeben ist. Diese Voraussetzung ist der Glaube; nicht nur der Glaube an Gott als ein höchstes Wesen, sondern an Gott, der tatsächlich „dein“ oder „mein“ Gott ist, der ins konkrete Leben eingreift.

Das erste Gebot lautet nicht: Du sollst an einen Gott glauben. Vielleicht auch deswegen, weil Glaube nicht befohlen werden kann. Es setzt vielmehr den Glauben voraus.

Das erste Gebot: Du sollst neben mir oder gegen mich keine anderen Götter haben; du sollst dir kein Bild machen, wird erst für den aktuell, der Gott in irgendeiner Weise als feinen Gott“ schon gefunden hat und an ihn glaubt.

Vierter Teil einer Serie über die Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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