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Gebote Gottes?

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Wer hat überhaupt das Recht einem Menschen zu sagen: Du sollst! Du sollst nicht! Wer ist legitimiert Forderungen zu stellen, die im Gewissen binden? Die Eltern? Der Staat oder die Gesellschaft? Die Kirche?

Die Antwort der Bibel ist eindeutig. Die Zehn Gebote beginnen mit den Worten:, ,J.ch bin Jahwe, dein Gott“. Die Gebote werden verstanden als Gebote Gottes. Und zwar nicht nur die ersten, die unmittelbar die Beziehung des Menschen zu Gott betreffen, sondern auch jene, die das konkrete Zusammenleben der Menschen ordnen.

An diesem Verständnis ändert sich auch im Neuen Testament nichts. Wer sich gegen den Nächsten verfehlt, verfehlt sich auch gegen Gott.

' Gott, der verpflichtet, ist aber schon im Alten Testament nicht so sehr der strafende Gott, sondern der Gott, der rettet: ,J.ch bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat; aus dem Sklavenhaus“ Ex 20,3. Dieser Satz, der bei den Zehn Geboten im Katechismus meist weggelassen wurde, ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der Gebote, i Die Gebote stehen in Be* ziehung zu Gott, der sich dem Menschen zuwendet und ihn in die Freiheit entläßt; zu Gott, der den Menschen sozusagen als Partner anerkennt und mit ihm einen Bund schließt; der den Menschen zugleich in seiner Eigenständigkeit anerkennt und in seiner Freiheit fordert.

Deswegen ist die Angst vor einem Gott, der straft und dem Menschen die Freiheit nimmt, unbegründet. Schon im Alten Testament zeichnet sich das Gleichnis vom Barmherzigen Vater ab (vgl. Hos HJ..4). Wenn der Mensch den Bund durch die Übertretung der Gebote bricht, ist Gott bereit, den Bund zu erneuern (vgl. Jer 31,31-34).

Der Glaube an Gott vermittelt auch viele Motive, das in den Geboten zugunsten des Menschen Geforderte auch tatsächlich zu tun.

Auf diesem Hintergrund wird verständlich, warum das ,JDu sollst“ der Zehn Gebote auch mit Recht mit „Du wirst“ übersetzt werden kann. Die Gebote werden zur Verheißung: Wer glaubt und sich mit Gott lebendig verbunden weiß, wird die Ehe nicht brechen, wird nicht lügen, wird die Rechte des Nächsien nicht beeinträchtigen (vgl. Dtn 30J1J.4).

Nach biblischer Auffassung gibt es keine Trennung zwischen Glaube und Ethos. Beide sind untrennbar miteinander verbunden. Dies zu bedenken, ist auch wichtig in unseren Tagen: Welche Auswirkungen hat der Zerfall des Glaubens auf das moralische Verhalten?

Dritter Teil einer Serie über die Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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