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Abrahams Glaube

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Glaube im Sinne der Bibel besteht nicht darin, daß der Mensch nachdenkend wahrnimmt, daß die Tiefe der Welt göttlich sei, oder daß der Mensch durch vernünftige Rückschlüsse aus der Schöpfung den Schöpfer erkennt. Glaube im Sinne der Bibel ist auch noch nicht das oft anzutreffende Bekenntnis: ,J£s muß etwas — einen letzten Ursprung, ein höchstes Wesen - geben.”

Ein Urbild und Vorbild des Glaubens, das auch für den Christen noch Gültigkeit hat, ist der Glaube Abrahams. Abraham verläßt seine Heimat in Ur in Chaldäa nicht aufgrund eigener Einsicht und eigenen Entschlusses, sondern gegen seine Absicht wegen einer ihm zur Erfahrung gewordenen Weisung Gottes.

,JDer Glaube Abrahams ist Reaktion auf eine Aktion, auf eine Weisung, Antwort auf ein von ihm, auf welche Weise auch immer, erfahrenes und vernommenes, ihn angehendes und in Pflicht nehmendes Wort, das für ihn ein Wort Gottes ist: ,Gott sprach.' Indem Abraham glaubt, ist er bereit, sich auf Wort, Weisung und Verheißung einzulassen, darin zu gründen, Leben und Zukunft darauf zu stellen und dazu das Ja des Amen: ,So ist es, so sei es', zu sagen” (Heinrich Fries).

Glaube, wie er hier beschrieben wird, setzt ein Wissen um ein „Wort Gottes” — eine Weisung oder Verheißung Gottes — voraus, wie auch das Uberzeugtsein, daß Gott in der Geschichte des Menschen und der Menschheit wirksam ist.

Auf diesem Hintergrund wird auch die zentrale Bedeutung des Gottesnamens .Jahwe” erkennbar. Dieser Name ist eine Botschaft. Sie lautet: ,Jch bin da”, ,Jch werde da sein”; das heißt konkret: Ich werde für euch da sein als rettender, befreiender, erlösender Gott.

Im Alten Testament gibt es vor allem drei Quellgründe und Motivationen für den Glauben, die mit dieser Botschaft in Zusammenhang stehen: die großen Taten, durch die Jahwe in der Geschichte des Volkes seine Macht und Treue erwiesen hat; die Verheißungen, die aufgrund des bereits Erfüllten zu neuem Vertrauen ermutigen und verpflichten; die konkreten Weisungen Gottes, die nicht als Last, sondern als Hilfe und Licht empfunden werden.

Die auf Jahwe vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie laufen und werden nicht müde' (Jes 40ßl), nicht weniger die mit und in dem Glauben gegebene Kraft und Verpflichtung zum JDennoch' trotz allen Augenscheins, trotz aller Verborgenheit dieses Gottes (Ijob)” (Heinrich Fries).

Vierter Teil einer am Buch „Fundamentaltheologie” von Heinrich Fries (Styria 1985) orientierten Serie.

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