Biden - © Foto: Getty Images / Sean Rayford

Wahlkampf in den USA: Joe Bidens bürgerliche One-Man-Show

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Auf die USA warten Autokratie und ein Bündnisbruch – falls Donald Trump das Weiße Haus zurückerobert. Derweil zerreiben sich die Demokraten an ihren Zankäpfeln. Warum Joe Biden mehr ist als nur eine Notlösung.

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Auf die USA warten Autokratie und ein Bündnisbruch – falls Donald Trump das Weiße Haus zurückerobert. Derweil zerreiben sich die Demokraten an ihren Zankäpfeln. Warum Joe Biden mehr ist als nur eine Notlösung.

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Ein mäßig beliebter 81- jähriger Mann im Weißen Haus steht zwischen der westlichen demokratischen Welt, wie wir sie kennen, und der Machtübernahme durch Donald Trump. Dieser macht keinen Hehl aus seinen Plänen für einen autoritären Staatsumbau. Für sein Projekt 2024 erstellen Trumps Aktivisten Listen von Beamten, die als nicht Trump-loyal gelten, um sie massenhaft zu entlassen und durch Parteigänger zu ersetzen.

Obwohl es jedem Präsidenten freisteht, Tausende von sogenannten politischen Spitzenbeamten zu ernennen, bleiben die Berufsbeamten in der Regel unangetastet. Neben feindselig gesinnten Beamten sind auch die „Globalisten“ Ziel von Trumps Verschwörungstheorien. Damit meint die radikale Rechte jene traditionellen Außenpolitiker beider Parteien, die Amerikas Rolle in der Welt und das traditionelle Bündnissystem hochhalten. Der ehemalige Sicherheitsberater Trumps, John Bolten, sagt unverblümt, dass Trump aus der NATO austreten werde, wenn er die Möglichkeit dazu habe, was das westliche Bündnissystem mit einem Schlag entwerten würde.

Wie konnte es so weit kommen, dass die westliche Supermacht nicht mehr zu bieten hat als diese beiden Männer – einen alternden Präsidenten mit den schlechtesten Umfragewerten seit Präsident Carter und einen Herausforderer, der sich in 81 Anklagepunkten, darunter ein Putschversuch, vor verschiedenen Bundes- und Staatsgerichten verantworten muss?

Programmatik: „God, gays, guns“

Hier vollzieht sich eine Entwicklung, die in den 1960er Jahren mit den Versuchen konservativer Aktivisten begann, aus einer stets zur Opposition verdammten, beschaulich biederen Republikanischen Partei, deren Wählerschaft die gehobene Mittelschicht und die Geschäftswelt repräsentierte, eine schlagkräftige Partei zu machen, die ihre Anhänger zu begeistern vermag. Um dieser eine enthusiastischere Basis zu verschaffen, beschloss man, die Partei weiter nach rechts zu rücken und sie stärker für die unteren Schichten zu öffnen. Ideologisch orientierte man sich daran, den liberalen Sixties mit einer zunehmend illiberalen und moralisierenden Komponente zu begegnen, wobei die drei G, also God, gays und guns, zur programmatischen Klammer wurden.

Zur Finanzierung des neuen Kurses wurden kapitalkräftige Unternehmer umworben, denen die damals hohen Steuern und die neuen progressiven Sozialgesetze ein Dorn im Auge waren. Im konservativen Süden nach dem Ende der Rassentrennung und unter den zahlreichen, zuvor unpolitischen Evangelikalen fanden sich willige Unterstützer für den politischen Kreuzzug gegen den vermeintlich liberalen, sündigen und urbanen Mainstream.

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