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Dr. Funder zu aktuellen Fragen

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ÖSTERREICH: WARUM?

..... Die Stellung Österreichs und seines

Volkes an dem Schnittpunkte bedeutender nationaler und ökonomischer Kräfte ist so entscheidend, daß das Vergreifen an seiner Unabhängigkeit die Balance umwerfen und denjenigen, der sich hier gewaltsam zum Erben machen wollte, in jene unlösbaren Probleme tödlich verstricken mußte, die aus dem Verschwinden der mitteleuropäischen Funktion dieses Staates unausweichlich entstehen. Hitler erfuhr davon zum ersten Male, als sein Plan, Jugoslawien als neuen Nachbarn Deutschlands in die Achse neben Italien einzuspannen, katastrophal verunglückte, verunglücken mußte, weil ein Großdeutschland, das zugleich Nachbar Italiens und Jugoslawiens war, zufolge der zwischen den beiden Staaten bestehenden natürlichen Gegensätze, nicht zugleich — um einen volkstümlichen Ausdruck zu gebrauchen - auf zwei Kirtagen — in Rom und in Belgrad — tanzen konnte.

Es ist die Macht und das diesem Österreich innewohnende Geheimnis, daß die Unabhängigkeit unseres Landes immer für alle anderen dieses Kontinentes notwendig sein wird, wenn sie Frieden haben wollen.“

„Furche“, Nr. 11, 16. März 1946: „Das Geheimnis Österreich“

RECHTS GEGEN LINKS?

,,... Kann man damit das Auslangen rinden, daß man Rechts und Links wie zwei Welten scheidet, zwischen denen e; nichts gibt, zwisehen denen es keine gemeinsamen Aufgaben und Interessen geben kann, obwohl jetzt durch vier Jahre der Zusammenarbeit das Gegenteil bewiesen wird und dadurch sogar diese Republik vor schwersten Gefahren bewahrt wurde? Sollen auf der einen Seite das Bürgertum und der Besitz und auf der andern die Besitzlosen, die Lohnempfänger, die Unselbständigen, stehen? Was viele mit uns in der Volkspartei spüren wollen, ist die unbeirrbare, auf gesicherten Grundlagen stehende Programmatik, das unerschütterliche christliche Ethos, in der bewußten Bewahrung der christlichen Kraft unseres Volkstums, die durch keine Klasseninteressen zu verdunkelnde soziale Gerechtigkeit, eine Partei, die alle Stände umfaßt und die am liebsten und sorgfältigsten die armen kleinen Leute betreut, ob sie nun in einem Kellerloch der Großstadt wohnen oder als einsame Keuschler am Rand des Bergwaldes: Eine Partei der Mitte, die zwischen den Extremen schreitet, immer bereit, dort zu kämpfen, wo es um die

Gerechtigkeit, Menschlichkeit und die Gebote des christlichen Gewissens geht. Eine Volkspartei im höchsten Sinne des Wortes!“

„Furche“, Nr. 25, 18. Juni 1949: „Klare Linie“

DIE „EISERNE RESERVE“ DER VOLKSPARTEI

„ ... Der Turm des Niederösterreichäschen Bauernbundes steht wie aus dem Felsen gewachsen. Kein Quader fehlt. Was ist die Ursache? Die Untersuchungen, die an das Ergebnis geknüpft werden, blieben in parteipolitischen Erwägungen haften. Als ob die Partei im Leben des Menschen alles wäre, alles nur von dem Widerspiel der politischen Mächte bestimmt, alles nur von Masse, dem Lärm der Propaganda, dem Drill, der Vehemenz der Schlagworte und der blendenden Verheißung jederzeit und überall gelenkt würde, und als ob nicht vielmehr Partei im wahrsten Sinne nur Erfüllung, Tat, Leistung bedeuten muß, aus der sie Leben und Recht bezieht.. ,

... Nein, nicht Klassenegoismus, nicht Propaganda und nicht ein stures Kommando nieten die Massen zusammen. Und auch die christliche Grundstimmung des niederösterreichdschen Bauernvolkes tut es nicht allein. Dieses Bauerntum ist mit seiner Organisation nicht beim Wort stehengeblieben. Es ist früh an die soziale und volkswirtschaftliche Tat gegangen. Eine scheinbar übermächtige Umwelt stand ihm entgegen. Die Fruchtbörse jonglierte mit dem Arbeitsertrag des Ackerbauers, Händlerringe, ein ungehemmter Zwischenhandel diktierten dem Bauern souverän die Preise. Zehntausende Bauernwirtschaften wurden in einem schauerlichen Zerstörungsprozeß, der durch ganz Österreich ging, Jahr um Jahr vergantet, abgestiftet, zermalmt von einer wucherischen Verschuldung. Vor diese Lage gestellt, blieb die sich organisierende christliche Bauernschaft nicht in der politischen Arbeit stecken, sondern begann mit dem genossenschaftlichen Aufbau ein Werk der Selbsthilfe, das heute ihr wirtschaftliches Rückgrat, aber auch ihre Kraft im öffentlichen Leben bildet. Denn dieses Werk sicherte ihm das Vertrauen des Volkes, das sich unter solcher Führung geborgen fühlt...“

„Furche“, Nr. 16, 15. April 1950: „Der Turm in Niederösterreich“

KOALITION

„ . .. Beide Kräfte der Koalition tragen den Staat, eine allein vermöchte es nicht. Schwere wirtschaftspolitische Aufgaben harren der Gesetzgebung und Verwaltung; sie können nur in einträchtiger, fester Geschlossenheit gelöst werden. Alles, was geschieht, wird sich angesichts des lauernden Feindes vollziehen. Und dieser Feind weiß genau, daß er den österreichischen Menschen nicht gewinnen, ihn nicht überwinden, seiner Freiheit nicht berauben kann, es wäre denn, es gelänge ihm, zuerst unsere Kräfte aufzusplittern und lahmzulegen, und dann unser Volk zu einem verzweifelten Bettler zu machen. Es wird ihm nicht gelingen.“

„Furche“, Nr. 42, 14. Oktober 1955: „Am 48. Breitegrad“

... UND DIE ZUKUNFT?

„ ... Der Österreicher ist kein lässiger Träumer, der ahnungslos eine Backhendlzeit erwartet hätte. Doch ist es nicht von ungefähr, daß entscheidende Maßnahmen, die unumgänglich geworden sind, um Schlimmeres zu vermeiden, plötzlich die Öffentlichkeit wie ein jäher Sturm überfallen, weil zu einer Zeit, wo der notwendige Zugriff wahrscheinlich weniger empfindlich gewesen wäre, der Mut zur Wahrheit gegenüber der Bevölkerung, der Mut, aus sachlicher Nötigung über Unbequemes, Unangenehmes, Verstimmendes die Bevölkerung zu unterrichten, ja Mut zur Unpopularität gemangelt hat. Demokratie heißt nicht nur allgemeines Wahlrecht, gewählte Abgeordnete und eine von ihnen gewählte Regierung besitzen und durch sie das Sein des Staates bestimmen. Demokratie heißt, daß das Volk mit dem Staat und der Staat aus dem Wissen und Willen des Volkes um ihn lebe. Nur eine solche Parteipolitik wird den Stempel politischer Reife tragen, die das Staatsvol'k zur verständnisvollen Anteilnahme am Staat führt.

Das Bewußtsein, die ganze Wahrheit zu hören, wird das Volk stets leichter harte Tatsachen ertragen lassen, als die Unsicherheit und die Furcht, daß sich abseits der öffentlichen Kundgebungen etwas Ungesagtes, Verschwiegenes, immer noch Drohendes verberge ...

... Man muß gegenwärtig sein, daß der jähe Aufbruch vieler schwerer Probleme von einer zweckbewußten, bösartigen Propaganda benützt werden wird, in die Umstellung der Wirtschaft störend hineinzustoßen. Sie wird die Vaterlandsliebe der Bevölkerung, ihr . gesundes Urteil, ihr Vertrauen in die auch von dieser Not nicht besiegbaren Kräfte unseres Landes auf die Probe stellen. Und diese Probe wird bestanden werden. Aber jetzt hat unter denen, die dieses Österreich, die Ordnung und den Frieden wollen, jede Parteisucht und jedes wahlsüchtige Eifern zu schweigen. Wieder einmal heißt es für alle und jeden, mit der ganzen Kraft der österreichischen Seele für die Heimat stehen...“

„Furche“, 14. Mai 194' : „Der rechte Mut“

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