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Mit Qualifizierungsprojekten, Clearingstellen und Arbeitsassistenz macht die Caritas Menschen mit Beeinträchtigungen fit für den Job.

Arbeit zu haben ist in unserer Gesellschaft ein wichtiges Statussymbol. Arbeitslosigkeit führt folglich nicht nur zu finanziellen Einschränkungen, sondern auch zu gesellschaftlicher Stigmatisierung. Wie sich das anfühlt, wissen Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung aus leidvoller Erfahrung: Durch die immer höheren Anforderungen in der Arbeitswelt haben sie besonders schlechte Chancen auf einen Job.

Ein Problem, dem die Caritas mit zahlreichen Initiativen begegnet ist: Mit Qualifizierungsprojekten, dem Unternehmensservice "We Work" in Oberösterreich, zehn Clearingstellen in Niederösterreich und 19 Beratungsstellen für Arbeitsassistenz in Ober- und Niederösterreich will man diesen Menschen helfen, "job-ready" zu werden und eine langfristige Stelle am primären Arbeitsmarkt zu finden.

Ständiger Misserfolg

Vor allem für junge Menschen mit Lernbehinderungen sollen diese Einrichtungen eine Anlaufstelle sein, erklärt Otto Lambauer von der Caritas Wien. Diese intellektuelle Beeinträchtigung könne sich sehr unterschiedlich äußern. Das Grundproblem sei, dass diese Jugendlichen abstrakte Begriffe oder Aufgaben ("Miss drei Meter ab!") nur schwer "verstehen" würden, weiß der Experte: "Durch die ständige Überforderung kommen dann oft psychische Probleme dazu. Die Jugendlichen haben die Erfahrung: Besser, ich mache gar nichts, bevor ich wieder einen Misserfolg lande.' Und das lässt sie noch dümmer' erscheinen." Wenn es jedoch gelinge, sie in eine Peer-Group und in den Arbeitsmarkt zu integrieren, seien einzigartige Entwicklungen möglich, so Lambauer: "Einmal ist ein Jugendlicher zu uns gekommen, der äußerst verhaltensauffällig war und eine Lernbehinderung hatte. Heute hat er eine eigene Wohnung und einen Teilzeitarbeitsplatz. Er hat es geschafft." Das sei freilich nicht immer so. Dennoch mache dieses Beispiel eine langjährige Erfahrung bei der Integration behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt deutlich: "Oft scheitert es nicht daran, dass die Leute zu schwer behindert wären, sondern einfach daran, dass kein adäquater Umgang mit ihnen gefunden wird."

Die Jugendlichen ihrerseits bei der adäquaten Berufswahl zu unterstützen, ist die Aufgabe der Clearingstellen. Die Beraterinnen und Berater der Caritas klären - gemeinsam mit den beeinträchtigten Jugendlichen - am Ende der Pflichtschule ab, welche Interessen bestehen, welche Berufsmöglichkeiten es gibt oder ob die Absolvierung eines weiteren Schuljahres sinnvoll ist.

Probe-Schnuppern

Ziel des Clearings ist es, für jeden Jugendlichen einen "Entwicklungsplan" zu erstellen, erklärt Brigitte Tuschl, Leiterin der Caritas-Clearingstelle in Hollabrunn. "Wir schicken sie auch auf ein Schnupper-Praktikum, um zu sehen, ob sie schon bereit sind, in den Arbeitsprozess einzusteigen", so Tuschl. Wenn die entsprechende Eignung besteht, suchen die Kollegen von der Arbeitsassistenz nach einer passenden Stelle. Wenn der Jugendliche noch nicht einsatzfähig ist, wird nach einem Weg gesucht, um ihn so rasch wie möglich "job-ready" zu machen: etwa durch Qualifizierungsangebote oder ein weiteres Schuljahr. Wenn auch das nicht mehr möglich ist, sucht man nach einer Beschäftigungstherapie oder einem Tagesstrukturangebot. "Das letzte sollte sein, dass der Jugendliche ohne Beschäftigung zuhause sitzt", betont Tuschl.

Gemeinsam mit drei anderen Clearern steht sie Jugendlichen von 13 bis 24 Jahren im gesamten Weinviertel mit Rat und Tat zu Seite. Allein im Vorjahr hat man 58 Personen begleitet. Oft wenden sich schon Schuldirektoren an die Beratungsstelle, erzählt Tuschl: "Es ist eben günstig, die möglichen Probleme zu erörtern, bevor man in einer Firma scheitert."

Dass es nicht so weit kommt, ist auch die Aufgabe der Arbeitsassistenz in Hollabrunn. Zielgruppe der Einrichtung, die von der Caritas der Erzdiözese Wien getragen und von AMS, Land Niederösterreich, Bundessozialamt und Europäischem Sozialfonds gefördert wird, sind Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen, Mehrfachbehinderungen und Körperbehinderungen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf Jugendlichen mit Lernschwächen sowie emotionalen oder sozialen Handicaps. "Wir unterstützen sie bei der Orientierung, bei Vorstellungsgesprächen und Schnupperpraktika, in der ersten Zeit im Betrieb und bei allen Problemen in der Firma", erläutert Josef Schönhofer, Leiter der Arbeitsassistenz, das umfangreiche - und kostenlose - Angebot.

Mobilität vorausgesetzt

Am Anfang steht ein genaues Stärken- und Fähigkeitsprofil, bei dem die kognitiven und körperlichen Leistungen festgestellt werden. Wichtig sei auch, die Mobilität abzuklären, so Schönhofer: "Viele unserer Kunden haben keinen Führerschein. Das ist vor allem im ländlichen Bereich ein Problem." Fahrgemeinschaften könnten hier Abhilfe schaffen.

Zwar würden sich noch immer viele Unternehmer ein falsches Bild von geistig behinderten Menschen machen. Wer jedoch Erfahrungen mit solchen Mitarbeitern gemacht habe, sei meist von ihrem Potenzial überzeugt, weiß Schönhofer: "Viele bemerken eine hohe Identität mit dem Betrieb und die große Freude an der Arbeit."

Nähere Informationen über die Aktivitäten der Caritas zum "Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen" unter www.caritas.at.

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