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Arbeit nach den Feiern

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Das Jubiläumsjahr hat den politischen Alltag seit Monaten merklich entschärft und die Regierungsparteien veranlaßt, in friedlicher Atmosphäre miteinander zu verkehren. Vor der Öffentlichkeit sollte demonstriert werden, daß man über alles Trennende hinweg das politische Erbe aus vier Jahrzehnten zum Wohl des Landes gemeinsam zu verwalten weiß. Trotzdem wäre es eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise der politischen Vorgänge im östlichsten Bundesland, den „Waffenstillstand“ der beiden Regierungsparteien allein auf die „Flitterwochen“ des Jubiläumsjahres zurückzuführen. Der „Waffenstillstand“ hat tiefe politische Ursachen. Deswegen könnte der „Altweibersommer“ in der burgenländischen Landespolitik noch eine gute Weile andauern, wenn die Zeichen nicht trügen. Die Jubiläumsfeierlichkeiten haben die Gesundheit mancher Landespolitiker strapaziert, und überdies ist eine kleine Ruhepause ganz bekömmlich, um sich für kurze Zeit der Orden erfreuen zu können, die das Jubiläum so reichlich bescherte.

Lassen wir also das psychologische Klima des Jubiläumsherbstes bei der Betrachtung der politischen Konstellation des Burgenlandes beiseite. Das politische Leben zwischen Leitha und Raab macht seit mehreren Jahren einen Umschichtungsprozeß durch, dessen Entwicklungstendenzen die führenden Politiker eher zur Unsicherheit und zum Abwarten verleiten, als zum entschlossenen und schnellen Handeln. Dazu kommen die innerparteilichen Schwierigkeiten, Rivalitäten, Spannungen und Richtungskämpfe, wie auch die Mandatsverteilung im Landtag. Der Vorsprung der ÖVP gegenüber der SPÖ besteht nur in einem einzigen Landtagsmandat. All diese Faktoren engen den Spielraum für ein profiliertes politisches Wollen auf beiden Seiten sehr ein. Außerdem brauchen die Regierungsparteien Zeit zur Bewältigung des Generationswechsels, der seit längerem unter der Oberfläche des Parteialltags ‘‘Tätehte Erschütterungen austoste. Die neüe’h FühruhgSgärnifWeif

• . ;? 9.pi!)ur’.-.!V amt ffibin b der Koalition im Landhaus ringen um eine Kampfpause zur Ausbalancierung der inneren Gleichgewichtsstörungen, die eine Wachablöse irgendwie mit sich bringt. Eine andere sehr bedeutsame Tatsache muß in diesem Zusammenhang Erwähnung finden. Die Nachkriegsstrukturen der burgenländischen Parteien sind in Umbildung begriffen. Es ist schwer zu sagen, ob es sich hier um ein spezielles Phänomen des Burgenlandes handelt oder um einen Vorgang, der auch in den anderen Bundesländern festgestellt werden kann.

Die Führungskrisen liefern den Beweis dafür. Die alten Parteihäupter wurden schon vor und unmittelbar nach den Landtagswahlen hart bedrängt und mußten in der Folge den oppositionellen Kräften entweder Konzessionen machen oder ihre Führungspositionen aufgeben. In der SPÖ führte die Auseinandersetzung zum Sturz Wesselys, der kurz nach 1945 das Erbe des großen Dr. Leser angetreten hatte. Seither heißt die Parteiräson der SPÖ: Divide et impera! Die Parteimacht ist geteilt. Nationalrat B ö g 1 als Landesparteiobmann und der frühere zweite Präsident des Landtages und Landesparteisekretär Hans W a s 11 als Landeshauptmannstellvertreter suchen der angeschlagenen Hinterlassenschaft Wesselys neues Leben einzuhauchen. Wenn die Volkspartei von einer ähnlichen Entwicklung verschont geblieben ist, so kann sie diesen Umstand vor allem den Wählern verdanken, die ihr bei den Landtagswahlen wieder zu der Mehrheit verholfen hatten. Die unerwartete Entscheidung der W’ähler war allerdings eine Reaktion auf eine mutige Initiative und Offensive einer kleinen Mannschaft innerhalb des obersten Parteigremiums in letzter Stunde. Dadurch wurde die Parteiführung in ie Lage versetzt, einen Führungswechsel im Zeichen des Radikalismus zu unterbinden. Landesparteiobmann Dr. Karall konnte sein Prestige wieder aufwerten und~bis uf waiteiws ‘Seine FühnmgsposWon behaupten:

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