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Fur eine bessere Welt

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Hoch fiber dem Albaner See, mitten im griinen Laubwald, in einer ebenen Mulde am Abhang des Monte Cavo, liegt unterhalb von Rocca di Papa, harmonisch in die herbe Landschaft eingebettet, der Gebaudekomplex des „Centro Pio XII”, bekannt unter der Bezeichnung „Zentrum ffir eine bes- sere Welt”. Der Initiator der Bewegung „Ffir eine bessere Welt” ist der beriihmte Pater Riccardo Lombardi, welcher den groBten Teil des Jahres in alien Kontinenten unterwegs ist, den Schwerpunkt seiner Missions- tatigkeit dabei in die lateinamefikani- schen Staaten veriest.

Da vor kurzem im ..Centrum” ein Kurs fiir deutschsprachige Teilnehmer abgehalten wurde, so hatten diese das Gluck, daB wahrend dieser Zeit der Hausherr selber anwesend war und so wiederholt personlich Vortrage hielt, aber auch in der Freizeit sich gerne mit den Gasten des Hauses beschaf- tigte.

Soli der Kursteilnehmer in seinem Inneren fur spirituelle Werte aufge- schlossen sein, so mufi er sich von der Hast und den Widerwartigkeiten des Alltags loslosen. Die Atmosphare des Hauses, Friede, Frohsinn, herzlicher Kontakt zum Nachsten, umfangt den Eintretenden sofort und erfullt das Innere.

Der Gebaudekomplex, erst im Jahre 1956 fertiggestellt, verbindet in gliicklichem Zusammenwirken mo- derne ZweckmaBigkeit mit ansprechen- der Behaglichkeit. Eigentlich sind es mehrere Einzelpavillons, welche unter- einander mit breiten Gangen verbun- den sind. AuBerlich wirkt dadurch die ganze Anlage, welche durchweg nur einstockig gehalten ist, somit niemals als Fremdkorper in der Landschaft aufscheint, heiter und aufgelockert, wahrend im Innern die Gesamtheit homogen und einheitlich ist, da Vor- tragsraume, Speisesale und die Schlaf- pavillons sich aflle unter einem Dach befinden.

Der Hohepunkt, nicht nur der Bau- konstruktion, sondern auch fur die Annehmlichkeit des Aufenthaltes, ist die Dachterrasse, die sich uber den gesamten Gebaudekomplex erstreckt. Diese Terrasse ist daher beliebter Aufenthalt fur stille Morgenandach- ten, aber auch fur groBere Hauspro- zessionen sehr gut geeignet.

Von unsagbarer Schonheit ist die Zeit um Sonnenuntergang: Der Blick auf die Ebene Latiums, mitten in dieser die Millionenstadt Rom und im Hintergrund das Meer, dies ergibt Farben und Luftspiegelungen, wie sie die kiihne oder bizarre Phantasie eines Maiers nicht ‘ersinnen konnte.

Zur Vollstandigkeit sei noch an- gefuhrt, daB fur insgesamt 200 Per- sonen Ein- und Zweibettzimmer vor- handen sind, die uber alien modernen Komfort verfiigen, weiter, daB in den freundlichen Speisesalen ein recht gutes Essen verabreicht wird, alles peinlich rein ist und der verrechnete Preis fur eine Tagespension erstaunlich bescheiden ist.

Schon das Wecken um 6.30 Uhr versetzt den Gast in gehobene Stim- mung, denn mittels einer umfassenden Lautsprecheranlage wird herrliche sa- krale Musik iibertragen. AnschlieBend Morgenbetrachtung in . der Kirche, hernach heilige Messe, dann eine halbe Stunde Stillschweigen als Nacherleb- nis, wobei Spaziergange im Park und auf stillen Waldwegen die innere Sammlung fordern.

Nach dem gemeinsamen Fruhstuck beginnen die Vortrage. Die Kurse wurden von zwei deutscben Benedik- tinerpatres geleitet, welche aibwech- selnd ihre Vortrage hielten. AuBerdem wirkte Pater Lombardi selber minde- stens einmal taglich mit.

Die Vortrage von Pater Ferdinand Kastner hielten sich von Beginn bis zum AbschluB des Kurses auf aller- hochstem Niveau, von dem es nie ein Abgleiten gab. Diese mehr als ein- stiindigen Vortrage, welche der Zu- horer jeweils stets als zu kurz empfand, waren eine gliickliche und vollkom- mene Synthese von uberragendem Geist, warmfuhlendem Herz und spru- hendem Humor. Pater Isidor Wieder befaBte sich eindrucksvoll mit den praktischen Problemen von Seelsorge und Alltag, wobei bei dessen geist- vollen Vortragen auch die heitere Note nicht zu kurz kam. Pater Lombardi ist in deutschen Vortragen wohl etwas behindert, da er die deutsche Sprache nicht vollkommen beherrscht. Man muB ihn in einer jener Sprachen gehort haben, wo er (vor allem italie- nisch oder spanisch) nicht die Wort- bildung uberlegen muB, so daB er sich nur auf den Ausdruck seiner groB- artigen, dynamischen Gedanken in hinreiBender Form konzentrieren kann. Aber auch in den deutschen Vortragen wird der Teilnehmer von der univer- salen Personlichkeit Pater Lombardis voll erfaBt und in dessen Gedanken- gange mitgenommen.

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