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6. Mai und Benzinpreis

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Seit die islamische Revolution im Iran die ölfelder und Raffinerien lahmlegte, hat sich der Preis für Heizöl in Rotterdam mehr als verdoppelt. Su-perbenzin wurde im wichtigsten europäischen Ölhafen und Raffineriezentrum um rund die Hälfte teurer. Österreichs Diskonttankstellen stehen vor der Alternative, mit Verlust zu verkaufen oder wieder Marktanteile - sie verfügen derzeit über rund 16 Prozent bei Benzin - an die öl-konzerne zu verlieren.

Diese wiederum beginnen zu überlegen, wie lange sie noch Benzin nach (West- und Süd-)österreich importieren sollen, das sie anderswo zu einem höheren Preis absetzen könnten.

Denn rund um die Insel der

Benzin-Seligen hat der Markt längst auf die neue Situation reagiert: In Frankreich kostet Superbenzin pro Liter umgerechnet S 8,80, in der Schweiz und in Italien S 8,50, in den Niederlanden S 7,90 und beim Nachbar BRD S 7.30.

In Österreich dagegen wird, da hier nicht der Markt, sondern eine Kommission und politische Opportunität den Preis bestimmen, Superbenzin (auf das drei Viertel des Benzinverbrauchs entfallen) weiterhin mit 30 Groschen Rabatt um S 7,- verkauft. Obwohl alles, außer den bevorstehenden Wahlen,füreine sofortige Preiserhöhung spricht:

Die Gefahr, daß es mit dem Einsetzen der Reisewelle durch die verständliche Unlust zu weiteren Importen zu Versorgungsschwierigkeiten. kommt, ebenso wie die Notwendigkeit, Energie einzusparen.

Auf der einen Seite gibt es die Empfehlung der Internationalen Energieagentur, heuer bei den Mineralölprodukten den Verbrauch um fünf Prozent zu senken, auf der anderen rechnet man in Österreich bei Vergasertreibstoffen für heuer mit einer weiteren Verbrauchszunahme um 3,5 Prozent.

Vor diesem Hintergrund und im Bewußtsein des engen Zusammenhanges zwischen Benzinpreis und Benzinverbrauch, wie er erst kürzlich wieder in einer Studie des Energiesparbeirats nachgewiesen wurde, ist das Festhalten an der Rabattierung schlicht und einfach unverständlich und unverantwortlich.

Die Ölscheichs nehmen bei ihrer Preispolitik verständlicherweise keine Rücksicht auf österreichische Wahlgänge. Daß es sich diesmal noch einmal haarscharf ausgehen könnte, weil noch vor dem Einsetzen der Reisewelle gewählt wird und kurz danach der Benzinpreis auf das Niveau unserer Nachbarländer hinaufgesetzt werden kann, sollte die Diskussion um den Regelmechanismus nicht verschütten.

Je rascher sich die Szene auf dem internationalen Erdölmarkt ändert, desto problematischer wird die langwierige, wenig marktkonforme Praxis der Preisregelung in Österreich. Man sollte daher bei Mineralölprodukten den Preis so schnell als möglich den Marktkräften überlassen.

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