6890549-1979_44_06.jpg
Digital In Arbeit

„Augen nicht verschließen“

Werbung
Werbung
Werbung

Das zu wenig bekannt gewordene Dokument des Vatikans über die Abrüstung stellt in drastischer Weise die großen Gefahren für die gesamte Menschheit dar. Die Welt wird durch den Rüstungswettlauf der Großmächte bedroht; aber in der allgemeinen Passivität wird das als unabwendbar angesehen.

Laut Angabe der UNESCO auf Grund eines mir vorliegenden Berichtes aus dem vergangenen Jahr werden seit einigen Jahren auf der Erde rund 350 Milliarden Dollar für Rüstungszwecke aufgewendet. Mit dieser Summe könnte man die Armut der ganzen Welt beheben oder mit dem lagernden Atom- und Waffenarsenal die ganze Menschheit mehrmals zerstören.

Es ist aber nicht genug, den Status quo des derzeitigen Rüstungsniveaus und des jetzigen Standes der Streitkräfte einfach einzubehalten. Die Notwendigkeit einer stufenweisen Abrüstung mit allen Sicherheitsvorkehrungen muß aus der Einsicht der Verantwortlichen der Welt in Angriff genommen werden, soll nicht die ganze Menschheit zugrundegerichtet werden.

Sehr deutlich hat dies die römische Bischofssynode 1971 zum Ausdruck gebracht: „Die Vereinten Nationen - die im Hinblick auf ihren eigentlichen Zweck die

Teilnahme aller Staaten fördern müssen - und die internationalen Organisationen sollen moralisch unterstützt werden, insofern sie der Anfang eines Systems sind, das irgendwie die Möglichkeit hat, den Rüstungen entgegenzutreten, von Waffenlieferungen abzuraten, die Waffen niederzulegen, Konflikte durch die friedlichen Mittel von Verhandlungen, Schiedsspruch und internationaler polizeilicher Überwachung beizulegen. Es ist unbedingt notwendig, daß Konflikte unter Staaten nicht durch einen Krieg beigelegt werden, sondern daß andere Wege gefunden werden, die der menschlichen Natur angemessen sind“.

Die Bischofssynode geht sogar noch weiter und spricht den Wunsch aus: „Überdies sollte die Strategie der Gewaltlosigkeit gefördert werden, und alle Staaten sollten die Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen anerkennen und gesetzlich regeln.“ …

Wir wollen vor den ungeheuren Gefahren des Kriegspotentials in allen Teilen der Welt nicht die Augen verschließen, sondern wollen alle friedliebenden Kräfte der Welt mobilisieren, um der besseren Einsicht neue Wege zu öffnen.

(Aus dem Vorwort zur Broschüre „Der Vatikan zur Rüstung“)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung