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Der neue Vorstoß zur Einheitsschule
Es wird Zeit, daß auch wieder andere Themen auf die Tagesordnung der Innenpolitik gesetzt werden als Hainburg und Zwen-tendorf. Denn im Windschatten dieser Pseudothemen schwelen Probleme, die für die Zukunft vielleicht größere Bedeutung haben werden.
Etwa die Bildungspolitik in allen ihren Bereichen - vom „Arbeitsmarkt” der Lehrer bis zur verstopften Hochschullehrer-laufbahn, von der im Herbst anlaufenden „Neuen Hauptschule” bis zur plötzlich aufgetauchten „Mittelschule” des Wiener Stadtschulrates.
Gerade dieses Thema ist bisher viel zuwenig beachtet worden.
Da triumphierten die Bildungspolitiker auch der Linken im Vorjahr über die Einigung, die zur „Neuen Hauptschule” erzielt worden war; sie priesen die Leistungsgruppen dort als große pädagogische Errungenschaft und unterschrieben, daß damit das Ende der Schulversuche zur Gesamtschule gekommen wäre.
Und nun präsentieren sie ein neues Modell unter der irreführenden Bezeichnung „Mittelschule” (denn in Österreich versteht man im Volk darunter immer noch das alte Gymnasium), mit Verzicht auf Leistungsgruppen und sehr wohl als neues Gesamtschulmodell.
Auf die Inhalte werden wir in einer der nächsten Nummern eingehen. Politisch ist festzuhalten, daß hier versucht wird, über Schulversuche die (einst von den Sozialisten selbst durchgesetzte) Zweidrittelmehrheit für Schulgesetze zu umschiffen und über den massiven Einsatz an acht Standorten ein Modell durchzudrücken, das all das enthält, was man in den Verhandlungen um die Neue Hauptschule nicht hatte erreichen können.
Selbstverständlich besitzen auch die Befürworter der Einheitsschule das Recht, ihre pädagogischen Vorstellungen verwirklicht zu sehen — als zusätzliches Angebot im Sinn des Elternrechts neben dem Regelschulwesen, nicht anders als konfessionelle oder Steinerschulen, auch mit staatlicher Förderung.
Selbstverständlich soll es im Sinn einer Inneren Schulreform auch Versuche zu neuen pädagogischen und didaktischen Methoden geben, auch über neue Lernbegriffe oder bessere Fächerka-nones.
Selbstverständlich sollen sich die Bildungspolitiker darüber Gedanken machen, ob man die Schülerzahl von den bereits angepeilten 30 auf 24 vermindern könnte, wie viele zusätzliche Lehrer man damit einsetzen könnte — aber auch, was das an zusätzlichen Kosten verursachen würde.
Seit mehr als 15 Jahren beraten die Fachleute in der Schulreformkommission über diese Fragen. Ein überfallartiges Durchexerzieren eines solchen Modells im Windschatten von Zwentendorf müßte der allgemeinen Politikerverdrossenheit zusätzlichen Auftrieb geben.
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