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Wir brauchen auch Eliten

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Nach der Einführung der Neuen Hauptschule steht als nächste Aufgabe im Bildungswesen die Reform der Oberstufe des Gymnasiums auf dem Programm, kündigt der Minister an.

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Nach der Einführung der Neuen Hauptschule steht als nächste Aufgabe im Bildungswesen die Reform der Oberstufe des Gymnasiums auf dem Programm, kündigt der Minister an.

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„In diesem Zusammenhang bekenne ich mich zur Elitenbü-dung!“ - erklärte Unterrichtsminister Herbert Moritz in einer Pressekonferenz, als er auf die Notwendigkeit einging, hochbegabte Kinder und Jugendliche besonders zu fördern. Zur Zeit werden ausländische Beispiele studiert, um den richtigen Weg zu finden.

„Offene Formen der Schule“ sollen jedoch nach der Meinung des Ministers verhindern, daß weniger hochbegabte Kinder vorzeitig auf der Strecke bleiben.

Der Begabtenförderung wird auch die Reform der gymnasialen Oberstufe dienen, an der zur Zeit experimentiert wird. An die Stelle der heute geltenden Typen Vielfalt sollen zwei Grundtypen treten, die dann durch eine Vielfalt von Angeboten an Wahlpflichtfächern in verschiedene Richtungen ergänzt werden sollen.

Seit Wochenbeginn gilt in ganz Österreich die „Neue Hauptschule“ mit ihren drei Leistungsgruppen als Regelschule, Ergebnis der 14 Jahre langen Schulversuche für die Integrierte Gesamtschule.

Der Minister ließ sein Bedauern erkennen, daß es nicht gelungen ist, die Neue Hauptschule auch an die Stelle der Unterstufe der all-grmeinbildenden höheren Schule zu setzen. Gleichzeitig aber erwartete er als positive Wirkung der verbesserten Hauptschule, daß der überdimensionierte Zustrom zum Gymnasium dadurch gebremst werde.

Wenn die Wirtschaft in den neunziger Jahren einen Mangel an Facharbeitern prognostiziert, dann soll die Reform der Hauptschule mithelfen, mehr junge Menschen in zukunftsträchtige Berufe zu lenken, statt sie in der Illusion zu bestärken, daß mit der

Matura schon das Anrecht auf einen B-Posten im Staatsdienst verbunden wäre.

In diesem Zusammenhang deutete Minister Moritz an, daß in verschiedenen Branchen an eine Verlängerung der Berufsschulzeit gedacht werde, wobei vor allem auf eine Vertiefung der Allgemeinbildung gesehen werden soll.

An den Berufsschulen wird in einem Schulversuch ein späterer Ubergang zu einer berufsbildenden höheren Schule mit Matura probiert, womit auch nach einer abgeschlossenen Werkmeisterausbildung immer noch der Weg zum Studium frei wäre.

Wie aber steht es mit den Forderungen in anderen Schultypen, die Schulzeit zu verlängern? In den technischen Lehranstalten steht man vor dem Dilemma, in jetzt bereits 40 Wochenstunden immer mehr Stoff unterbringen zu wollen. Mehr Stunden sind unmöglich — mehr Wissen wird wohl erst über den Weg der Erwachsenenbildung „nachgereicht“ werden können, meint Moritz.

Die neunte Klasse Gymnasium ist seinerzeit nach einem Volksbegehren gegen den Willen der SPÖ abgeschafft worden — ist daran gedacht, sie wieder aufleben zu lassen?

Minister Moritz bleibt zurückhaltend, realistisch - das sei schon aus finanziellen Gründen nicht denkbar. Die Oberstufenreform soll aber mithelfen, die durch die Kürzung erfolgte unsystematische Konzentration des Stoffes von fünf auf vier Jahre aufzulok-kern.

Könnte da aber nicht der Druck der Lehrergewerkschaft mithelfen, wenn es die Möglichkeit bringt, arbeitslose Kollegen unterzubringen? Auch die Kürzung der Schülerhöchstzahl auf 30 war plötzlich möglich. Und die Teilung der Klasse in den Sprachfächern soll nach den neuen Richtlinien vor allem dort erfolgen, wo sonst Lehrer abgebaut werden müßten.

Der Katholische Familienverband fordert in diesem Zusammenhang, mehr das Wohl des Kindes in den Vordergrund zu stellen.

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