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Jeder dritte sagt „Nein danke”

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Welchen Stellenwert hat Sport abseits von Wettkämpfen? Eine Studie zeigt Entwicklungen und Trends im Freizeitverhalten der Österreicher.

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Welchen Stellenwert hat Sport abseits von Wettkämpfen? Eine Studie zeigt Entwicklungen und Trends im Freizeitverhalten der Österreicher.

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Sporttreiben nimmt im Freizeitaktivitätenkanon der Österreicher eine gehobene Rangposition ein. Global betrachtet betreibt fast jeder zweite Österreicher in seiner Freizeit regelmäßig Sport (44 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre). Dabei werden jene Personen als regelmäßige Sportler benannt, die mindestens einmal pro Woche Sport betreiben. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung (39 Prozent) ist jedoch eher als Nichtsportier einzustufen, sie gehen nur sporadisch, das heißt selten (seltener als einmal im Monat) oder nie sportlichen Aktivitäten nach.

Die Analyse zeigt starke biologische und sozioökonomische Unterschiede in der Teilnahme am Sport. So rekrutieren sich die Sportabstinenten vorwiegend aus Frauen, Personen über 50 Jahren, aus den Erwerbsgruppen Arbeiter, Landwirte, Hausfrauen und Pensionisten, aus Personen mit niedriger Schulbildung (Pflichtschulabschluß), sowie aus Personen mit geringem Haushaltsnettoeinkommen (unter 20.000 Schilling pro Monat) und Angehörigen niedriger sozialer Schichten (D/E-Schicht). Ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Nicht-sportlern ist in den östlichen Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland zu konstatieren.

Sporttreiben scheint in Österreich besonders eine Domäne der jüngeren Bevölkerung (unter 40 Jahren), der Männer, lediger Personen (Singles) oder jung Verheirateter ohne Kinder sowie der höheren sozialen Schichten (A-, B-, Cl-Schicht) und höheren Bildungsschichten (Maturanten, Akademiker) zu sein. In den westlichen Bundesländern

Salzburg, Tirol und Vorarlberg findet man die höchste Sportaktiven-quote in der Bevölkerung.

Betrachtet man die Entwicklung der Sportaktivität in den Jahren 1987 bis 1992, so läßt sich global gesehen ein regelrechter Sportboom in Österreich beobachten. Sowohl die Zahl der Sporttreibenden als auch die Häufigkeit der Sportausübung haben sich in diesen Jahren kontinuierlich erhöht.

Weniger Nichtsportier

Im Vergleichszeitraum 1987-1992 nahm der Anteil regelmäßig Sport Betreibenden in der Bevölkerung um etwa 30 Prozent zu. Während 1987 nur 34 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal pro Woche Sport betrieben haben, trifft dies seit 1991 auf 44 Prozent der österreichischen Bevölkerung zu. Bei den Intensivsportlern (betreiben mehrmals pro Woche Sport) ist die Steigerungsrate ähnlich hoch. Der Anteil der Nichtsportier in der Bevölkerung hat sich im Vergleichszeitraum 1987-1991/92 reduziert.

Die Entwicklung im Sport läßt einen selektiven Sportboom erkennen, da die Veränderungen nicht alle Bevölkerungsgruppen in gleichem Umfang betreffen. Bei der Gruppe der Landwirte, bei Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen und bei Angehörigen der sozial niedrigsten Schicht ist der Umfang der Sportausübung in den letzten Jahren weiter gesunken. Bei anderen, bisher unterrepräsentierten Gruppen im Sport, ist aber eine relativ starke Zunahme am Sportumfang zu konstatieren. Dies trifft besonders auf die Gruppe der Frauen, auf die Berufsgruppen Selbständige/Freie Berufe, Arbeiter und Hausfrauen und auf Personen mit niedriger Schulbildung (Pflichtschulabschluß) zu. Eine besonders hohe Steigerung der Sportaktivenquote ist bei der Bevölkerung in Niederösterreich, Burgenland, Salzburg und Tirol zu beobachten; die geringsten Veränderungen sind in Wien konstatierbar.

Alpinschilauf, (sportliches) Radfahren, Bergwandern und Gymnastik/Konditionstraining zählen zu den beliebtesten Sportarten. Diese werden von vielen regelmäßig ausgeübt. Auf den weiteren Bangen folgen Tennis, Laufen/Jogging, Langlauf und Ballspiele.

Deutlich erkennbar ist ein starker Aufwärtstrend in der Sportausübung bei Squash, Radfahren und Tennis. Im Vergleichszeitraum 1987 bis 1992 hat sich die Zahl der „regelmäßigen” Sportler bei Squash fast verdreifacht (plus 175 Prozent), bei Radfahren um 84 Prozent, bei Tennis um 41 Prozent erhöht. Im geringeren Umfang trifft dies auch auf gymnastische Bewegungs-/Kräfti-gungs- und Konditionsformen zu. Ein Abwärtstrend ist beim Schisport und besonders bei Windsurfen festzustellen. Bei Laufen/Jogging ist die Entwicklung eher stagnierend.

Der Autor ist Professor am Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien.

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