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Küküfelles GmstM

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Sie kommen nur noch vereinzelt oder in kleinen Gruppen. Ihr Äußeres ist meist eibenso konform wie ihre Erzählungen, die hier und da aus der „Tibetan Review” in Dar-jeeling als Abdrucke ihren Weg in indische Gazetten finden. Für die nahezu lOO.OOO tibetischen Flüchtlinge, von denen der größte TeU in Nordindien, eine kleinere Zahl in Nepal und ein Rest in der Schweiz lebt, gibt es immer die gleiche Nachricht aus der Heimat: perfekte Ausrottung der tibetischen Kultur, perfekte „Maoisierung”. In weiteren zwei Jahrzehnten wird, wenn man Expertenschätzungen Glauben schenkt, vom Volk des Daleii Lama wenig übrig sein. In einem „großen Sprung vorwärts” konnte die Sinisierung des ehemaligen PufPer- und uralten chinesischen Vasallenstaates mächtig voran getrieben werden. Allein in den letzten vier Jahren wurden in der Umgebung von Shigatse (westlich von Lhasa) etwa 10.000 Tibeter für die Volksbefreiungsarmee rekrutiert. Insgesamt sollen an die 30.000 unter Maos Fahne gerufen worden sein. Die freigewordenen Plätze ergänzt Peking nach altem Muster mit ideologisch einwandfreien Genossen. Überdies betätigt sich das Regime erfolgreich als Zwangsheiratsvermittler, wobei die in der inneren Mongolei gemachten Erfahrungen von Nutzen sind. In der alten Hauptstadt Lhasa leben bereits über 60 Prozent Chinesen. Mittlerweile reiften auch die Früchte der systematischen Verschicikung von Kleinkindern nach ZentralcMna. Angeblich sind es bereits über 10.000, die im Sinne der Partei erzogen vmd als zuverlässige Kom-

munitstan repatriiert wurden. Die Säkularisierung dar buddhistischen Klöster und Umiunkrtlioniierung zu Parteischulen konnte mit ‘ Erfolg beendet werden. Bin Revoluittons-komitee, dem als Vizepräsidenten neun Chinesen und vier Tilbeter angehören, hält die Macht in der „Autonomen Region Tibet” m der Hand. Wie weit es nwc ein Feigenblatt für den amitiiereniden Militärbefehlshaber Tseng Yung Ya darstellt, ist schwer zu beurteilen. Die Einheimischen brauchen für einen Besuch in einem anderen Dorf eine spezielle Genehmigung.

Ernte für die Chinesen

Mit der vollkommmen Zerschlagung der alten Feudalherrschaft und des gewaltigen Einflusses der buddhistischen Mönche erfolgte eine gründliche Reorganisation der Wirtschaft sowie die Schaffung einer Infrastruktur. Ein neues Straßennetz verbindet Lhasa mit dem Südosten Chinas ebenso wie mit der früher nur auf oft unpassierbaren Karawanenwegen erreichbaren Provinz Sinkiang. Auisgezeichnate Aliwatter-straßen führen aucii zur nepalesischen beziehungsweise Indischen Grenze. Informationen aus New Delhi zufolge sind diese Grenzen durch drei Divisionen „gesichert”,

während im Landesinneren fünf weitei^ stehen.

Pekinger Quellen ztilolge konnte die Anbaufläche ura mehr als ein Drittel erhöht werden, doch blieben trotz einer beträchtlichen Produktionsstelgerung bei Nahrungsmitteln die Rationen für die Tibeter (man spricht von monatlich 22 kg Weizenoder Roggenmehl pro Kopf) unverändert. Die überzeugten chinesischen Antikolonialisten sollen nach Flücht-lingsberichten 65 bis 70 Prozent der

Ernten für ihre Zwecke beschlagnahmen. Dafür linveetieiiiten sie große Summen in das Schulwesen.

Mit fortschreitender Industrialisierung, Errichtung von Gerbereien sowie (für die Militärfahrzeuge) von Reparaturwerkstätten stieg in der autonomen Region Tibet die Zahl der Arfjeitsplätze. Dafür verminderte sich die Zahl der ehemals rund 1,3 Mülionen Tibeter um einen unbekannten Prozentsatz.

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