Harald Vilimsky, Herbert Kickl und Mario Kunasek. - © Foto: APA / Erwin Scheriau

Warum die protestantische Kritik an der FPÖ zu verhalten ist

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Obwohl die evangelischen Kirchen in Österreich dieser Tage ein politisches Argumentarium veröffentlicht haben, bleiben sie in ihrer Kritik an den Rechtspopulisten und an ihrem Obmann Herbert Kickl zurückhaltend - Eine Analyse.

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Obwohl die evangelischen Kirchen in Österreich dieser Tage ein politisches Argumentarium veröffentlicht haben, bleiben sie in ihrer Kritik an den Rechtspopulisten und an ihrem Obmann Herbert Kickl zurückhaltend - Eine Analyse.

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Wiewohl erwartet, lösen die Wahlergebnisse in Thüringen und Sachsen eine Schockwelle aus. Für Bestürzung sorgt vor allem das gute Abschneiden der AfD, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird und mit der FPÖ eng befreundet ist. Deren Obmann, Herbert Kickl, hat gleich am Tag nach der Wahl der AfD zu ihrem Erfolg gratuliert und sie als Ausdruck der Hoffnung auf einen Systemwechsel bejubelt. Die „Systemparteien“, allen voran die Parteien der bundesdeutschen Ampelkoalition, seien abgestraft worden. Das gleiche Schicksal, so Kickls Hoffnung, stehe auch in Österreich den „Systemparteien“ bevor – als ob die FPÖ nicht schon lange in Österreich zum politischen System gehören würde.

Viele reagieren auf die deutschen Wahlergebnisse mit Entsetzen, darunter auch die Kirchen, die vor der Wahl zu Recht erklärt haben, christliche Grundsätze seien mit den demokratiegefährdenden und rassistischen Ideen der AfD unvereinbar. Weniger laut üben die Kirchen freilich an Sahra Wagenknechts linkspopulistischem Bündnis Kritik, dessen gutes Abschneiden in Thüringen und Sachsen ebenfalls Grund zur Sorge bietet. Die evangelische Kirche im Rheinland hat eine theologische Argumentationshilfe gegen die AfD vorgelegt, die Diakonie Deutschland schon im April
erklärt, wer die AfD wähle oder für sie offen werbe, sei als Mitarbeiter nicht länger tragbar.

So weit gehen die evangelische Kirche A. und H.B. und die Diakonie in Österreich in ihrem dieser Tage vorgelegten Argumentarium zur bevorstehenden Nationalratswahl nicht. Zwar heißt es, der Schutz und die Achtung der Menschenwürde seien eine der vornehmsten Aufgaben von Staat und Politik. „Es ist mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar, wenn die gleiche Würde aller Menschen geleugnet oder relativiert wird“, was bei Ideologien der Fall sei, die das „Volk“ vor das gemeinsame Menschsein stellen. Eine explizite Ablehnung der FPÖ vermeidet das Argumentarium aber und betont die Äquidistanz von Diakonie und Kirche zu allen Parteien. Offenbar will man es sich bei dramatisch sinkenden Kirchenmitgliederzahlen mit FPÖ-Wählern nicht verscherzen, zumal die FPÖ in einigen Bundesländern mitregiert.

Pervertiertes „Vaterunser“

Deutlich lautstärker als auf evangelischer Seite ist auch der Protest katholischer Stimmen an der Pervertierung der zweiten Bitte des Vaterunsers mit dem Slogan „Euer Wille geschehe“ ausgefallen. Öffentliche Kritik äußerte immerhin die evangelische Theologin Monika Salzer von den „Omas gegen Rechts“.

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