collage - © Fotomontage: Rainer Messerklinger (unter Verwendung von Bildern von APA / AFP / POOL / Leo Correa bzw APA / AFP / John Macdougall)

Deutschlands Olaf Scholz und seine Angst vor dem Wespennest

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Laut "New York Times" ist Deutschlands Kanzler Olaf Scholz der unbeliebteste westliche Regierungschef weltweit. Warum seine außenpolitischen Fehltritte auf interne Zwickmühlen zurückzuführen sind und inwiefern ihm das Wagenknecht-Bündnis im Nacken liegt.

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Laut "New York Times" ist Deutschlands Kanzler Olaf Scholz der unbeliebteste westliche Regierungschef weltweit. Warum seine außenpolitischen Fehltritte auf interne Zwickmühlen zurückzuführen sind und inwiefern ihm das Wagenknecht-Bündnis im Nacken liegt.

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Von außen betrachtet mögen insbesondere diese Personen die deutsche Regierung, allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz, mit ihren Erwartungen vor sich hertreiben: Wladimir Putin („keine Waffen“), Joe Biden („mehr Waffen“), Emmanuel Macron („mehr Muskeln“), Wolodymyr Selenskyj („mehr Waffen“), Benjamin Netanjahu („mehr Waffen“), Ursula von der Leyen („mehr Waffen“), Nicaraguas Präsident Daniel Ortega („weniger Waffen“ – Nicaragua wirft Deutschland aufgrund der Waffenlieferungen an Israel einen Verstoß gegen die Völkermordkonvention vor) und seit Neuestem der botswanische Präsident Mokgweetsi Masisi („nehmt Elefanten“ – Botswana will Deutschland 20.000 Elefanten schenken).

Insofern ist ein von der New York Times veröffentlichtes Unbeliebtheitsranking bemerkenswert: Dem zufolge heißt der unpopulärste westliche Regierungschef Olaf Scholz.

Tatsächlich aber lässt sich alles, was der deutsche Kanzler außenpolitisch offensichtlich oder vordergründig (eben je nach Perspektive) falsch macht, auf innerdeutsche Zwänge oder Machtspiele zurückführen. Einer der größten Querulanten heißt Christian Lindner. Der wirtschaftsliberale FDP-Chef und amtierende Finanzminister provoziert seine Koalitionspartner kontinuierlich mit konfrontativen haushaltspolitischen Ideen. So will er den Rotstift bei den Sozialausgaben (ein Tabu für die Sozialdemokraten), zuvörderst bei der Entwicklungshilfe (ein Tabu für die Grünen), ansetzen und dafür mehr in die Rüstung investieren – was Wasser auf den Mühlen von Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU) ist.

„Kriegstreiberin“ Strack-Zimmermann

Der „Oppositionschef in der Regierung“ (Merz) riskiert damit ein frühzeitiges Aus der Ampel. Neuwahlen nützten gegenwärtig nur der AfD (sie wäre laut „Deutschlandtrend“ aktuell zweitstärkste Kraft im Land). Lindner ist innerhalb der Freien Demokraten jedoch nicht der Einzige, der wie ein Oppositionspolitiker auftritt. Wenn es nach der Vorsitzenden des Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages (VgA), Marie-Agnes Strack-Zimmermann, geht, sollte Deutschland seine Bundeswehrdepots leerräumen und zur Gänze gen Kiew senden. Als „Kriegstreiberin“ bezeichnen sie mittlerweile nicht mehr nur erbitternde Gegner. Sie spielt im Diskurs um Waffenlieferungen ungefähr jene Rolle, die Karl Lauterbach (SPD-Gesundheitsminister) beim Impfen in der Coronakrise gespielt hat. Für ihn wie sie gilt es, Andersdenkende zu bekehren und nicht zu akzeptieren oder gar zu respektieren.

Als einzige Ampelpolitikerin hatte sie im Bundestag für einen Unionsantrag gestimmt, in dem Lieferungen der Taurus-Marschflugkörper gefordert worden waren. Das ging sogar ihrem grünen Intimus Anton Hofreiter zu weit. Und nach den Äußerungen des französischen Präsidenten, die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht auszuschließen, erklärte Strack-Zimmermann gegenüber der Funke-Mediengruppe: „Auffällig ist schon: Macron gibt den Antreiber, der Bundeskanzler den Bremser“, was einem glatten Affront gegenüber Scholz gleichkam.

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